Astronaut Reiter erwartet weiteren Boom durch "Astro Alex"

Via Twitter und Facebook hat Alexander Gerst den Deutschen die Faszination der Raumfahrt näher gebracht. Für die Vermittlung der teuren Arbeit im All sind Typen wie Gerst enorm wichtig, sagt sein Kollege Thomas Reiter.

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Alexander Gerst

(Bild: dpa, Oliver Berg)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa
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Der Astronaut Thomas Reiter (58) rechnet mit einem Raumfahrt-Boom in Deutschland, wenn sein Kollege Alexander Gerst (40) in zwei Jahren als erster Deutscher Kommandant der Internationalen Raumstation ISS wird. Gerst habe schon bei seiner Mission zur ISS vor zwei Jahren einen tollen Botschafter für das Thema Raumfahrt abgegeben.

"Gerst hat gezeigt, wie hervorragend er kommunizieren kann." Seine Facebook- und Twitter-Einträge von der ISS gingen um die Welt. "Astro Alex" wurde zum wahren Pop-Star. Wenn er dann vermutlich 2018 als Kommandant zur ISS zurückkehrt, werde dies sicher einen wichtigen Schub für das Thema bringen.

"Das sind Steuergelder, mit denen solche Missionen finanziert werden", betonte Reiter. "Selbstverständlich ist es da eine unserer vornehmlichen Aufgaben, nicht nur zu sagen, dass da oben ganz tolle Wissenschaft betrieben wird, die uns irgendwie hilft." Es müsse auch jedem plausibel werden – mit Hilfe der Astronauten-Generation Gerst.

Mit Alexander Gerst um die Welt (12 Bilder)

Ein Canyon östlich von Salt Lake City
(Bild: Alexander Gerst - ESA/NASA)

Bewusst habe die Europäische Weltraumorganisation Esa 2009 eine Generation Astronauten ausgewählt, die mit Medien wie Facebook oder Twitter aufgewachsen ist. Gerst und Co. gingen damit "ganz anders um, als es bei mir noch der Fall war", sagte Reiter der 1995 und 2006 jeweils mehrere Monate auf der russischen Raumstation Mir und der Internationalen Raumstation ISS verbrachte. Auch er habe damals versucht, seine Begeisterung zu kommunizieren. Bei Gerst habe das aber dank neuer Möglichkeiten besser funktioniert. "Tolle Arbeit."

Alexander Gerst im Außeneinsatz (11 Bilder)

Nahaufnahme von Gerst bei dem Außeneinsatz
(Bild: ESA/NASA)

Zum Erklären von Experimenten im All gehöre zur Raumfahrt immer auch Emotion dazu, betonte Reiter. "Der Mensch als Entdecker – diese Inspiration gehört dazu." Die Reaktion auf Gersts Bilder und Berichte aus dem All zeige bei der Jugend gute Wirkung, ist Reiter überzeugt. "Als Elfjähriger habe ich auch mit glänzenden Augen vor dem Fernsehen gesessen, und die Mondlandung verfolgt. Das war für mich prägend."

Ziel müsse es sein, die Jugend zu erreichen. "Unser Land braucht Wissenschaftler, Ingenieure – das ist eine ganz wichtige Ressource." Gerst als ISS-Kommandant werde sicher einen Boom bringen. "Ich hoffe aber, dass unsere Kernaufgabe da oben nicht an den Rand gedrängt wird: Forschung zum Wohle der Menschheit." Es sei nämlich nicht so einfach, mit Vorträgen über Experimente beim Zuhörer das gleiche Interesse zu wecken, wie mit Erzählungen über Außenbordeinsätze oder das alltägliche Leben in der Schwerelosigkeit.

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Für die Raumfahrt sieht Reiter das "Fernziel" eine Mission zum Mars, womöglich mit einem Zwischenstopp auf dem Mond. Auch der Erdtrabant sei noch immer "hochinteressant" für die Wissenschaft. Und wie geht es mit der ISS weiter. Technisch sei es möglich, die Station bis 2028 zu betreiben, berichtete Reiter. Eine Vision für eine Nachfolgestation sei, weitere Nationen einzubinden. "So wäre es wünschenswert, China mit an Bord zu holen", sagte Reiter. Schließlich sei die Raumfahrt und eine breite internationale Kooperation auch "ein Vehikel für Völkerverständigung".

Reiter eröffnet an diesem Freitag in Gersts Heimatort Künzelsau die Ausstellung "Künzelsau an Houston: Start einer Langzeitmission". (kbe)