Ausprobiert: 36 fliegende Augen

Die Kugelkamera Panono macht beeindruckende Fotos, glücklich dürften aber nur Profis damit werden.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Robert Thielicke

Thielicke ist Chefredakteur von Technology Review. Verwöhnt von der Digitalfotografie, will er auch künftig aufgenommene Bilder sofort sehen.

Fotografieren ist die Kunst des Weglassens. Man muss fokussieren. So gesehen sind 360-Grad-Panoramen das Gegenteil von Fotografie: Alles ist drauf. Das hat einen lustigen Nebeneffekt: Mit Kugelkameras macht der Nutzer zwar immer Selfies, aber nichts an den Bildern ist unwichtiger als man selbst. Ich probiere die Panono in den Alpen aus, die Szenerie mit den Bergspitzen rundherum ist großartig. Aber wo war ich noch mal? Egal. Sei es im Fußballstadion oder auf einer belebten Straße, alles an den Bildern ist interessanter als man selbst.

Leider ist der Weg dahin zumindest mit der Panono eher etwas für Profis: Das beginnt schon beim Preis. Für 1499 Euro dürfte die Kamera vor allem interessant sein für Immobilienmakler, die einen wirklichen Eindruck einer Wohnung vermitteln möchten; oder für Reiseveranstalter, die zeigen wollen, was ihre Kunden erwartet. Hinzu kommt, dass die Kamera nicht mal eben in die Tasche passt, die Kugelform macht sie sperrig. Und auch die Bedienung ist so umständlich, dass normale Nutzer sie schnell in die Ecke legen dürften.

Bequem ist nur der erste Schritt: Ich werfe die Kamera in die Luft, sie löst am höchsten Punkt automatisch aus. Wer sie nicht werfen will, kann einen Stick oder einen Tripod dazu kaufen, um mit seiner Hand nicht eine der 36 Kameralinsen zu verdecken. Auslösen lässt sie sich dann mit einem Knopf am Stick oder per Smartphone.

Um mein aufgenommenes Alpenpanorama anzuschauen, muss ich die Kamera mit meinem Smartphone koppeln. Wahlweise ist das auch mit einem Tablet oder natürlich einem Computer möglich. Ich bekomme eine Vorschau zu sehen, die erkennen lässt, ob die Aufnahme prinzipiell geglückt ist. Aber für das Endergebnis muss eine Software die Bilder der einzelnen Kameralinsen zu einem nahtlosen Kugelpanorama verbinden. Das Verfahren ist so aufwendig, dass es in der Cloud läuft. Daraus ergeben sich lästige Einschränkungen: Die Bilder von unterwegs hochzuladen würde die Datenmenge meines Mobilfunkvertrags sprengen. Ich muss also zu meinem Feriendomizil zurückkehren.

Dort dauert das Hochladen per WLAN locker zehn Minuten. Ich versuche es noch einmal zu Hause mit einer schnelleren Datenverbindung. Immer noch sind drei bis vier Minuten nötig. Erst im Büro sind es akzeptable 30 bis 60 Sekunden. Bis ich die Bilder zu sehen bekomme, muss ich aber erneut ein paar Minuten warten. So lange dauert die Verarbeitung in der Cloud.

Die Bilder immerhin sind wunderbar scharf. Schließlich hat die Kamera 108 Megapixel, Panono wirbt mit der "hochauflösendsten 360-Grad-Kamera auf dem Markt". Es macht Spaß, sich darin umzuschauen und in die Details zu zoomen. Ob dies allerdings Preis und umständliche Handhabung rechtfertigen? Für Profis sicherlich. Private Nutzer dürften mit einer Theta S von Ricoh besser bedient sein. Sie liefert zwar nur maximal 14 Megapixel, aber sie ist handlicher, billiger, bearbeitet die Fotos lokal in der App – und kann sogar 360-Grad-Videos aufnehmen.

Produkt: Panono
Hersteller: Panono GmbH
Preis: 1499 Euro (ohne Stick und Tripod)
(rot)