Facebook: Unklare Video-Metrik führt Werbekunden aufs Glatteis

Zwei Jahre lang hat Facebook Werbepartnern irreführende Video-Metriken geliefert. Verantwortlich für den Fehler ist eine Drei-Sekunden-Schranke, mit der Facebook eigentlich für genauere Statistiken sorgen wollte.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 14 Kommentare lesen
Facebook

(Bild: dpa, Armin Weigel/Archiv)

Lesezeit: 2 Min.

Mit einer unklaren Video-Metrik hat Facebook seine Werbepartner und Medienunternehmen zwei Jahre lang in die Irre geführt. Den Fehler hatte das soziale Netzwerk bereits vor zwei Wochen in einem Foren-Eintrag eingeräumt. Nun hat das Wall Street Journal einen Brief von Facebook an die Werbeagentur Publicis Media vorgelegt, in dem das Ausmaß der Verzerrung konkret beziffert wird.

Betroffen ist die Metrik zu der Dauer, die Nutzer ein Video ansehen. Aufgezeichnet wurde zwar die Gesamtsehdauer aller User, geteilt wurde dieser Wert allerdings nur durch diejenigen User, die das Video länger als drei Sekunden ansahen – dadurch wurde das Durchschnitts-Ergebnis stark nach oben gedrückt. Facebook erklärt in dem vom WSJ veröffentlichten Brief, die durchschnittliche Zeit, die User mit dem Ansehen eines Videos verbringen, sei durch den Fehler um 60 bis 80 Prozent aufgeblasen worden.

Mit der Drei-Sekunden-Grenze für Video-Views wollte Facebook eigentlich die Genauigkeit der Statistiken verbessern: Clips starten im sozialen Netzwerk nämlich automatisch, wenn man zu ihnen scrollt. Erst nach drei Sekunden geht Facebook aber davon aus, dass ein Nutzer auch wirklich dabeigeblieben ist. Mit diesem Argument hatte das soziale Netzwerk auch Kritik zurückgewiesen, nach denen Video-Statistiken durch den automatischen Wiedergabe-Start grundsätzlich aufgebauscht seien.

In einem Statement gegenüber dem Wall Street Journal beteuert Facebook nun, dass der Fehler in der Zwischenzeit behoben sei. Künftig sollen alle Wiedergaben in die Statistik einberechnet werden. Die Werbepartner habe man über das Problem in Kenntnis gesetzt, sobald man es entdeckt hatte. Zudem stelle das soziale Netzwerk wesentlich mehr Daten bereit, mit denen Publisher Entscheidungen zu Video-Kampagnen auf Facebook treffen könnten.

Werbekunden Facebooks wollen mit dem Fehler allerdings nicht so locker umgehen: Wie das Wall Street Journal schreibt, fordert Publicis Media die Integration von Drittanbieter-Analyse-Tools, um die Verlässlichkeit der Zahlen zu verbessern.

[UPDATE, 23.09.2016 11:40]

Der Berechnungsfehler seitens Facebook wurde konkretisiert. (dahe)