Harvard-Ökonom Rogoff fordert weitgehende Abschaffung von Bargeld

Geldscheine mit hohem Nennwert werden ganz überwiegend für illegale Zwecke wie Steuerhinterziehung, Kriminalität und Korruption missbraucht, schreibt der angesehene Ökonom Kenneth Rogoff. Aus diesem Grund will er sie abschaffen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 688 Kommentare lesen
Harvard-Ökonom Rogoff fordert weitgehende Abschaffung von Bargeld
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sascha Mattke

Der frühere IWF-Chefökonom und Harvard-Professor Kenneth Rogoff spricht sich in seinem neuen Buch „Der Fluch des Geldes“ für die schrittweise Abschaffung von Geldscheinen mit hohem Nennwert aus. Obwohl immer mehr und bessere elektronische Zahlungsmöglichkeiten zur Verfügung stünden, nehme die Nachfrage danach in den meisten Industrienationen seit mehr als zwei Jahrzehnten kontinuierlich zu – und dieses Geld lande ganz überwiegend in „der Untergrund-Wirtschaft, wo es Steuerhinterziehung, Kriminalität und Korruption erleichtert“.

„Viele der Argumente für die Beibehaltung von Bargeld in seiner heutigen Form sind oberflächlicher und weniger überzeugend, als sie scheinen“, schreibt Rogoff. Einen echten Zielkonflikt sieht er nur in Bezug auf Fragen von Privatsphäre und Anonymität: „Niemand möchte in einer Gesellschaft leben, in der jede kleine Regel und Vorschrift rigoros durchgesetzt wird.“ Dieses Problem allerdings betreffe nicht nur Geld, sondern das gesamte moderne Leben, das von staatlicher Überwachung von Mobiltelefon-Daten und Surf-Verhalten sowie mittels Kameras geprägt sei. Dazu käme noch das wilde Datensammeln durch private Unternehmen.

Um der Totalüberwachung entgegenzuwirken, spricht sich Rogoff dafür aus, kleine Transaktionen für zunächst unbegrenzte Zeit weiterhin in bar zu ermöglichen, mit kleinen Scheinen und später nur noch Münzen. Das solle so lange so bleiben, bis bessere technische Lösungen für anonyme Kleingeschäfte entwickelt sind – wobei der Staat hier durchaus aufpassen müsse, dass nicht auch diese irgendwann im großen Stil missbraucht werden.

Eine ausführlichere Rezension des Buches finden Sie bei Technology Review online:

(sma)