Zeitungsverleger-Präsident Döpfner: Zeitungen vom Papier emanzipieren

Mathias Döpfner, neuer Präsident der Zeitungsverleger, sucht Antworten auf die zentrale Frage: Wie können sich Zeitungen im Internetzeitalter behaupten? Und er sieht den Staat in der Pflicht, "der alltäglichen Enteignung von Verlagen ein Ende zu setzen".

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Zeitungsständer

(Bild: Andreas Praefcke CC-BY 3.0)

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Von
  • dpa

Der neue Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Mathias Döpfner, sieht die Zukunft der Branche im Digitalen. "Wir müssen es hinbekommen, die Idee der Zeitung vom Papier zu emanzipieren", sagte der Vorstandsvorsitzende des Medienhauses Axel Springer. Das sei mit Blick auf das Jahr 2050 die historische Aufgabe für die Unternehmen.

Beim Zeitungskongress hob der BDZV-Präsident hervor, in aufgeregten Zeiten seien unaufgeregter Journalismus, kritische Recherche und nüchterne Einordnung besonders wichtig. Nach der Silvesternacht von Köln hätten Journalisten und Verleger eine "ganz schlechte Figur" abgegeben, räumte Döpfner ein. "Reporter haben nicht gründlich genug recherchiert."

Glaubwürdigkeit bedeute auch, die unangenehmen, vielleicht auch politisch inkorrekten Dinge beim Namen zu nennen. "Zeitungen müssen schreiben, was ist."

Döpfner ist beim Zeitungsverband Nachfolger des langjährigen Präsidenten Helmut Heinen. Er forderte eine neue Medienpolitik in Europa, was Online-Inhalte angeht. "Wir liefern die Inhalte kostenlos - das Geld, und zwar fast hundert Prozent, verdienen andere", kritisierte Döpfner.

Der Staat sei in der Pflicht, "der alltäglichen Enteignung von Verlagen ein Ende zu setzen". Es brauche eine europäische Lösung, die über das deutsche Recht hinausgehe, sagte Döpfner in Richtung des Kongress-Gastes Günther Oettinger, des EU-Kommissars für Digitalwirtschaft.

Die EU-Kommission hatte kürzlich angekündigt, Verlegern mehr Rechte an Online-Inhalten geben zu wollen. Sie sollen damit eine ähnliche Stellung wie Film- oder Musikproduzenten erhalten.

"Ihr Geschäftsmodell ist in Gefahr", sagte Oettinger in seiner Rede vor den Verlegern. Er machte sich für eine "faire Vergütung" stark. Es gebe in der Wertschöpfungskette eine Schieflage.

Dass Europa eine "Wagenburg" sei, bestritt Oettinger. "Wir machen unsere Regeln entlang unserer Kultur." Er verglich das mit der deutschen Autoindustrie, die auch berücksichtige, dass es im Ausland Tempolimits gebe. Oettinger plädierte für ein digitales bürgerliches Gesetzbuch. Und: "Wir brauchen mehr Europa in der digitalen Welt."

Oettinger kritisierte, nur 5 Prozent der Bevölkerung seien optimal informiert, 50 Prozent mäßig bis "saumäßig", der Rest gar nicht. Zum Schluss sagte er den Verlegern, bei ihm gehörten drei Zeitungen aus Papier zur täglichen Nahrung, neben einem Glas Wein, Brot und Butter. (jk)