Telegate-Kurs bricht nach Verlust-Ankündigung ein
Nach der Ankündigung von unerwarteten Verlusten ist der Aktienkurs des Telefonauskunfts-Dienstleister telegate am Freitag massiv eingebebrochen.
Nach der Ankündigung von unerwarteten Verlusten ist der Aktienkurs des Telefonauskunfts-Dienstleister telegate am Freitag massiv eingebrochen. Wegen ausgefallener Auslandsumsätze und technischer Probleme bei der Einrichtung eines Internet-Portals rechne er in diesem Jahr mit rund 18 Millionen Mark Verlust, sagte Vorstandschef Klaus Harisch am gestrigen Donnerstagabend in München. Ursprünglich hatte der Konzern für 2000 einen nicht näher bezifferten Überschuss angekündigt. Derzeit bereitet der Konzern eine Kapitalerhöhung für den Einstieg in neue Wachstumsfelder vor. Der telegate-Kurs sank zur Eröffnung um über 45 Prozent auf rund 62 Euro, erholte sich dann aber leicht und stand gegen Mittag bei knapp über 70 Euro.
Wenig gebracht hat angesichts der Anlaufschwierigkeiten im Ausland das Formel-1-Engagement. Telegate sponsorte das BMW-Williams-Team mit 15 Millionen Mark vor allem, um in neuen Auslands-Märkten bekannt zu werden. Wegen der Anlaufschwierigkeiten verpuffte die Werbung. Der Konzern denke darüber nach, das Motorsport-Engagement einzustellen, sagte Harisch laut dpa. Trotz der Schwierigkeiten, in Italien und Spanien eine attraktive Nummer für den Auskunftdienst zu bekommen, werde das Auslandsengagement nicht gestoppt. "Die Märkte sind ja nicht weg oder von anderen besetzt. Das Geschäft verschiebt sich", sagte Finanzvorstand Dirk Roesing. Auch in den USA habe man weiterhin ehrgeizige Wachstumspläne.
Harisch räumte ein, dass das Auskunftsgeschäft in Deutschland nicht beliebig wachse. Derzeit hat das Unternehmen hier zu Lande einen Marktanteil von 23 Prozent. Im nächsten Jahr rechnet telegate im Kerngeschäft noch mit einem Umsatzplus von zehn bis 20 Prozent. Daher will telegate nicht nur das Internetgeschäft forcieren, sondern auch in den Vertrieb von Reisen und Flugtickets einsteigen. Im Frühjahr beteiligte sich der Konzern an zwei Online-Reisebüros, die nun zur Travelgate zusammengefasst werden sollen. Die Call Center sollen als "Sprachportal" genutzt werden und voraussichtlich künftig auch Tickets für Kinos, Veranstaltungen oder Fußballspiele vertreiben. Für die weitere Expansion will sich der Vorstand auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Januar die Schaffung eines genehmigten Kapitals genehmigen lassen. Die Höhe wollte Harisch nicht beziffern. (jk)