Abkehr von Microsoft: Moskau setzt auf eigene Technik

Die Stadt Moskau wendet sich von Microsofts Outlook und Exchange Server ab und will dafür das russische Programm "MyOffice Mail" installieren. Die Stadt setzt damit ein Gesetz um, das die Nutzung landeseigener Software vorschreibt.

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Abkehr von Microsoft: Moskau setzt auf eigene Technik

(Bild: New Cloud Technologies)

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Die Stadt Moskau kehrt Programmen von Microsoft den Rücken. Wie der Finanzdienst Bloomberg berichtet, werde die Stadt auf rund 6000 Computern Microsofts Exchange Server und Outlook entfernen und dafür die Software "MyOffice Mail" installieren. Moskau setzt damit ein Gesetz um, das seit dem ersten Januar 2016 in Kraft ist. Es zwingt russische Behörden und Verwaltungen zur Nutzung von landeseigener Software; nur falls es kein landeseigenes Äquivalent zu einem bestimmten Programm gibt, darf ausländische Software genutzt werden. Im März dieses Jahres weitete Russlands Präsident Wladimir Putin laut Berichten des Fortune Magazine die Regelung auf staatseigene Unternehmen aus.

Artem Ermolaev, Leiter der Moskauer Abteilung für Informationstechnik, erklärte gegenüber Journalisten, dass die Stadt womöglich ihre Zusammenarbeit mit dem Entwickler von MyOffice Mail, dem russischen Unternehmen New Cloud Technologies, ausbauen werde und so im Jahr 2017 rund 600.000 weitere Computer, etwa von Lehrern oder Ärzten, mit der landeseigenen Lösung versorgt werden könnten. Außerdem könnte erwogen werden, Windows und Office-Anwendungen durch eigene Produkte zu ersetzen.

Die Hinwendung zu landeseigener Software kam nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 ins Rollen, nachdem Europa und die USA Russland mit Sanktionen straften. Russland hege auch Sicherheitsbedenken gegenüber den USA, heißt es in dem Bericht.

Um die Abkehr von ausländischer Software zu finanzieren, erwägt der Internetbeauftragte der Regierung, German Klimenko, US-Technik stärker zu besteuern. Dieses Geld solle dann an russische Anbieter wie etwa Yandex oder Mail.ru fließen, schreibt Bloomberg.

Um den Umstieg zu beschleunigen, sollen Regierungsbehörden ab dem Jahr 2017 mehr Druck auf diejenigen Verwaltungen ausüben, die noch nicht zu landeseigenen Software-Alternativen gewechselt sind, erklärte der Minister für Vernetzung und Massenkommunikation, Nikolai Nikiforow.

Sein Ministerium habe eine Liste mit annähernd 2000 landeseigenen Software-Alternativen für den Wechsel erstellt – diese müsste von den Verwaltungen bei der Suche nach Software beachtet werden. Mittlerweile müssen russische Behörden auch ihre Entscheidung erklären, wenn sie nicht zu einer russischen Software greifen wollen oder können. Nikiforow erklärte in diesem Zuge, dass staatliche Stellen pro Jahr etwa 295 Millionen US-Dollar für ausländische Software ausgeben. (kbe)