Mafia 3: Die ersten Stunden des coolen Südstaaten-Dramas im Test

60er-Jahre-Musik, Muscle-Cars, ein pulsierendes New Orleans: Das heute erscheinende Spiel von 2K Games setzt die Mafia-Story herrlich in Szene. Doch erreicht es die Klasse von GTA?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 122 Kommentare lesen
Mafia 3: Eindrücke aus den ersten Stunden des coolen Südstaaten-Dramas

(Bild: c't)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

2K Games veröffentlicht heute Mafia 3 für Windows-PCs, PS4 und Xbox One. Das Spiel bricht mit den beiden Vorgängern von 2002 und 2010 und verlegt seine Handlung in die späten 60er Jahre in den Süden der USA. Die Stadt New Bordeaux wurde dem Vorbild New Orleans nachempfunden. Jimi Hendrix spielt im Radio und auf den Straßen kreuzen coole Muscle Cars. Der Spieler übernimmt die Rolle von Lincoln Clay, der just zurück ist aus dem Vietnam-Krieg. Sein Ziehvater nimmt ihn in seiner Familie herzlich auf. Sie steht unter der Fuchtel des italienischen Marcano-Clans und soll für ihn eine Bank ausrauben.

Mafia 3 (13 Bilder)

Die Vorgeschichte beginnt recht idyllisch. Pater James nimmt Lincoln mit in seine Suppenküche, damit er die Gemeinde kennenlernen kann.
(Bild: c't)

Rund drei Stunden nimmt sich Mafia 3 Zeit, um die Vorgeschichte mit dem spektakulären Raub und weiteren Rückblenden in den ersten Missionen und zahlreichen Zwischensequenzen zu erzählen. Der Spieler lernt in diesen sehr linear verlaufenden Anfangsmissionen en passant alle Kniffe des Spiels. Lincoln ist ein gut ausgebildeter Nahkämpfer, der feindliche Wachen aus der Deckung heraus überwältigen kann.

Offene Schießerein sollte er hingegen meiden, denn nach zwei bis drei Treffern beißt er bereits ins Gras und man muss die Missionsabschnitt vom letzten, oft minutenlang zurückliegenden Speicherpunkt neu starten. Frei speichern lässt sich nicht. So brauchten wir in den ersten Stunden oftmals vier oder fünf Anläufe, um die Missionen zu überstehen.

Doch Marcano hintergeht Lincolns Familie, nur er kann mit knapper Not entkommen und schwört Rache. Erst hier legt Mafia 3 richtig los: Die Karte öffnet sich, der Spieler kann frei zu einzelnen Missionen fahren, Verbündete besuchen und Nebenaufträge erledigen. Wo Mafia 2 bis zum Ende linear blieb, nutzt Teil drei das Open-World-Konzept nach den ersten Stunden wieder deutlich besser aus.

Die kalifornischen Entwickler von Hangar 13 haben sich viel Mühe mit den Zwischensequenzen gegeben. Sie laufen filmreif in der Engine ab und wurden professionell deutsch synchronisiert. So lernt man die Kernfiguren wie die Voodoo-Königin Cassandra vom Clan der Haitianer oder den CIA-Agenten Donovan kennen. Die Figuren werden wie in einem guten Filmdrama dargestellt. Allerdings erreicht Mafia 3 hier bei weitem nicht das Niveau der satirischen Übertreibung eines Grand Theft Auto. Dazu fehlt den Charakteren dann doch die ausgeflippte Note.

Technisch spielt Mafia 3 in der ersten Liga, zumindest die von uns getestete PS4-Version. Die Stadt New Bordeaux wirkt überaus lebendig. Passanten passen auf, wenn man ein Auto stiehlt und rufen die Polizei. Wolken ziehen über die Stadt und tauchen sie immer wieder in neues Licht. Die Fahrzeuge fahren sich überzeugend und reagieren je nach Modell unterschiedlich. In den Missionskämpfen sind die Wachen zwar nicht besonders helle, ihre vorhersehbaren Reaktionen sorgen aber für spaßige Schleicheinlagen und Schießereien von Deckung zu Deckung.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

PS4-Spieler müssen zum Start einen 2,6 GByte großen Patch laden. Diese Version 1.02 lief weitgehend rund. Allerdings erlebten wir einen Komplett-Absturz und bei manchen Missions-Wiederholungen stand Lincoln plötzlich ohne Waffen da, was den Kampf zusätzlich erschwerte.

Wir hatten die ersten sechs bis sieben Stunden viel Spaß mit Mafia 3. Das Szenario rockt und wird abwechslungsreich erzählt. Die sehr hohe Frequenz an Zwischensequenzen lässt nach den ersten drei, vier Stunde nach, sodass man die Stadt besser auf eigene Faust erkunden kann. Zwar nervt es, wenn Lincoln in einer Mission kurz vor dem Boss erschossen wird, und man minutenlange Abschnitte häufiger wiederholen muss. Sobald Lincoln aber mehr Geld für Schutzwesten und größere Waffen beisammen hat und man mehr auf der Hut ist, kommt man aber besser durch.

Mafia 3 gefällt uns somit wieder deutlich besser als der zweite Teil von 2010, der allzu linear verlief und nur recht eintönige Schießereien bot. Lincoln muss in Mafia 3 deutlich mehr taktieren, um die Wachen im richtigen Moment zu erwischen. Zudem hat Hangar 13 den Schwierigkeitsgrad gut abgestimmt, die Polizei ist nicht überaggressiv wie etwa in Ubisofts Watchdogs. Allerdings erreicht es nicht die Klasse eines GTA V, dazu fehlt es an satirischen Seitenhieben und Over-The-Top-Charakteren.

Nach den ersten Stunden zu Urteilen dürfte man weit über 30 wenn nicht sogar 40 Stunden beschäftigt sein, bis Lincoln das riesige Areal mit den verschiedenen Stadtbezirken unter seine Kontrolle gebracht und sich am Boss der Marcanos gerächt hat. Insofern werden Solo-Spieler exzellent unterhalten. Ein Online- oder Mehrspieler-Modus ist allerdings nicht enthalten. (hag)