"Taschenlampen"-Selbstbau: Der helle Wahnsinn

Taschenlampen mit 3-Volt-Funzeln waren vorgestern der letzte Schrei. Gestern waren es LED-Taschenlampen. Heute baut der Nerd sich ein wassergekühltes Flashlight und taucht ganze Täler in gleißendes Licht.

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Hochleistungs-Taschenlampe

(Bild: Samm Sheperd, Youtube)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Schäffer

"Aziz, Licht!" Erinnern Sie sich noch an die Szene in Das fünfte Element, als der Professor in der Grabungsstätte den Jungen mit dem Reflektionsspiegel entnervt anschreit und daraufhin die Aliens für richtig viel Licht sorgen? Ein solches Déjà-vu erlebt man beim Stöbern bei Youtube, wenn Bastler darum wetteifern, wie viel Lumen Lichtleistung ihr Eigenbau abgibt. Dürfen's 72.000, 150.000 oder gar 162.000 Lumen sein? Letztgenannte Version mit 1.800 Watt soll nach Aussagen des Erbauers auch gleich die hellste Taschen-Lampe der Welt sein. Wobei die Hose, in deren Tasche das Teil dann noch passt, wohl auch eine der größten der Welt sein müsste. Da hilft es, dass im englischen Sprachraum die Gebilde "Flashlight" heißen.

Kühlkörper mit PC-Lüfter für das Modell mit 162.000 Lumen

(Bild: Mads Nielsen, Youtube )

Wie viel Leistung die Lampen auch immer real abgeben mögen: Die gezeigten Vergleiche mit handelsüblichen, leistungsfähigen LED-Taschenlampen sind beeindruckend. 1.050 Lumen schaffen kaum mehr, als die schwarze Nacht etwas grau werden zu lassen. Eigentlich wird die Dunkelheit nur intensiver. Gleißendes Licht verströmen dann die Mega-Flash-Lights und werfen rasiermesserscharfe Schatten in die gnadenlos lichtdurchflutete, kalt-weiß erleuchtete Landschaft von hier bis (fast) zum Horizont.

Im Vergleich mit einer handelsüblichen (hochleistungs-) Taschenlampe (links) zeigt sich, wozu 8x100 W LEDs in der Lage sind.

(Bild: Samm Sheperd, Youtube )

Benutzt werden meistens 100 W LED-Module in COB-Technik (Chip-on-Board), die bei 3 A mit ca. 32 V - 38 V betrieben werden und für um die 10 Euro pro Stück erhältlich sind. Ob die Leistungsangaben der chinesischen Billigmodelle realistisch sind, ist sicher zweifelhaft, aber die ungefähre Größenordnung könnte stimmen. Zur Lichtbündelung wird noch eine dicke Glaslinse vor den Chip gesetzt. Um die 8-18 LEDs aus Akkus zu versorgen, wird entweder ein Step-Up-Wandler benötigt oder die Akkus werden in Reihe geschaltet. Bei einer praktikablen Menge von Akkus wird so oder so immer nur eine kurze Betriebszeit erreicht, die nach Aussage von Samm Sheperd etwa sechs Minuten beträgt.

Die Franzosen nutzen zwar Netzspannung, haben aber dafür die coolste Control-Unit.

(Bild: Baptiste Mortier-Dumont, Youtube )

Neben der Spannungsversorgung stellt die Hitzeentwicklung der LEDs ein großes Problem dar. Passive Kühlung erfordert einen dicken Kühlkörper, der aber wie bei Mads Nielsen trotzdem noch von PC-Lüftern unterstützt werden muss. Cooler – im wahrsten Sinne des Wortes und vermutlich auch "tragfähiger" ist die Flüssigkeitskühlung mit Getränkeflasche als Wassertank und Aquariumspumpe.

Der Schrecken von Hinterwäldlern und Verschwörungstheoretikern: Drohnen mit LED-Scheinwerfer

(Bild: rctestflight, Youtube )

Wer so einen Flak-Scheinwerfer betreibt, sollte sich nicht wundern, wenn bald darauf Flugzeuge im Garten landen wollen oder sich die Astronomen über die Lichtverschmutzung beschweren kommen. Bis Spaßvögel solche LEDs an Ihre Copter bauen, mit farbigen Filterscheiben ausstatten und für UFO-Hysterie sorgen, ist keine Frage der Zeit.

[Update 12.10.2016 10:47]:

In der Make 1/2015 berichteten wir, wie man einer alten Taschenlampe ein LED-Upgrade verpasst. Dabei wird ein sparsamer Step-Up-Wandler benutzt, der von einem ARM-Prozessor gesteuert wird und gleich auch noch ein paar Komfortfunktionen bietet. (fls)