Samsung setzt Produktion des Galaxy Note 7 nach Bränden von Austauschgeräten aus

Verbraucherberichte über brennende Austauschgeräte des Smartphones Galaxy Note 7 setzten Samsung noch stärker unter Druck. Die Produktion hat Samsung angeblich erst einmal angehalten. Mobilfunker in den USA geben auch neue Geräte nicht mehr aus.

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Galaxy Note 7

(Bild: dpa, Jeon Heon-Kyun)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • dpa

Samsung setzt angeblich die Produktion seines problembehafteten Smartphones Galaxy Note 7 aus. Zuvor hatten US-Verbraucher Brände auch bei ausgetauschten Geräten gemeldet. Inzwischen wurden fünf Fälle allein in den USA bekannt, in denen ein Ersatzgerät in Flammen aufgegangen sein soll.

Ein anonym gebliebener Offizieller bei einem Samsung-Zulieferer hat unter anderem der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap erklärt, Samsung habe die Produktion in Abstimmung mit Aufsichtsbehörden in Südkorea, China und den USA angehalten. Das Wall Street Journal und die New York Times berichteten am Montag unter Berufung auf informierte Personen ebenfalls, Samsung habe die Fertigung vorläufig gestoppt. Samsung selbst äußerte sich dazu zunächst nicht.

Das Unternehmen hatte in seiner jüngsten Stellungnahme am Sonntag erklärt, man nehme die Verbraucherberichte ernst. "Wir arbeiten weiterhin mit Hochdruck daran, die besagten Fälle zu untersuchen und die Ursache zu ermitteln." Man arbeite dabei eng mit der US-Verbraucherschutzbehörde CPSC zusammen. "Sollten wir ein Sicherheitsrisiko feststellen, werden wir gemeinsam mit der CPSC geeignete Sofortmaßnahmen ergreifen", sagte ein Sprecher. Die CPSC hatte Mitte September einen offiziellen Rückruf des Modells in den USA verfügt.

Smartphone-Marktführer Samsung hatte Anfang September eine weltweite Umtauschaktion für rund 2,5 Millionen Geräte des Galaxy Note 7 wegen Brandgefahr bei den Akkus bekanntgegeben.

Am Wochenende waren vier weitere Fälle in den USA bekanntgeworden, in denen nach Angaben der Betroffenen Austauschgeräte des Note 7 in Brand gerieten. Eines der Geräte füllte demnach bereits am Dienstag in der Nacht ein Schlafzimmer mit Rauch, am Sonntag soll das wieder passiert sein, wie ein Nutzer dem Technologieblog The Verge berichtete. Ein weiterer Samsung-Kunde schrieb The Verge, sein Note 7 sei in Brand geraten, als es während des Mittagessens auf einem Schrank lag.

Zudem hatte sich am Freitag ein Telefon in den Händen eines 13-jährigen Mädchens entzündet. Am Mittwoch war bereits ein Flugzeug in den USA kurz vor dem Start wegen eines brennenden Note 7 geräumt worden. Auch hier handelte es sich dem Besitzer zufolge um ein Ersatzgerät. Yonhap schrieb, auch in Südkorea und Taiwan habe jeweils ein ausgetauschtes Gerät gebrannt.

Nach den Berichten kündigten die Mobilfunk-Betreiber AT&T, T-Mobile US und Verizon an, keine Note 7 an ihre Kunden mehr auszugeben. Käufer könnten ihre Geräte gegen andere Modelle von Samsung oder Smartphones anderer Anbieter umtauschen.

Samsung verkaufte das Modell im mehreren Ländern seit August. In Deutschland sollte es erst am Tag der Austausch-Ankündigung Anfang September breit in den Handel kommen. Zuletzt war der Verkaufsstart in Europa für den 28. Oktober angekündigt worden.

Früheren Angaben der US-Verbraucherschutzbehörde zufolge könnte ein Grund für die Probleme beim ursprünglichen Note 7 gewesen sein, dass Akkus etwas zu groß für den Platz im Gehäuse geraten seien und es dadurch beim Einbau zu Kurzschlüssen in den Batterien kommen könne.

[Update 10.10.2016 10:19]:

Samsung reagierte mittlerweile offiziell und erklärte, man ändere die Produktionsplanung. Zweck der vorläufigen Anpassung sei es, "weitere Schritte zu unternehmen, um Qualität und Sicherheit zu gewährleisten". Was eine Änderung der Produktionsplanung nun genau heißen soll, darüber aber ließ sich Samsung nicht weiter aus – ein Dementi eines Produktionsstopps beim Galaxy Note 7 würde jedenfalls anders lauten. Bislang bleibt also weiter unklar, wie Samsung mit dem Gerät weiter vorgehen will; nach den wiederholt aufgetretenen Problemen gehen viele Beobachter davon aus, dass das Galaxy Note 7 auf dem Markt kaum noch zu retten ist. (jk)