Linux-Distribution Ubuntu 16.10: Das ist neu

Das neue Ubuntu bringt Optimierungen bei Snap und der Software-Verwaltung. Zu Testzwecken liegt jetzt eine neue Generation der Bedienoberfläche Unity bei. Eine aufgefrischte Software-Ausstattung verbessert Hardware-Unterstützung und Spieltauglichkeit.

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Ubuntu 16.10
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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Das Ubuntu-Projekt hat Version 16.10 der Ubuntu-Distributionsfamilie freigegeben. Damit kann man jetzt leicht erste Gehversuche mit einer neuen Generation des Unity-Desktops unternehmen. Die Entwickler haben zudem den bei 16.04 eingeführte Support für Snap-Pakete verbessert; erste Anwendungen gibt es nicht mehr als Debian-Paket, sondern nur noch als Snap. Ferner haben die Ubuntu-Entwickler die Software-Ausstattung aktualisiert – trotzdem sind eine Reihe von Programmen nicht auf der Höhe der Zeit. Details zu diesen Eigenschaften liefert eine ausführliche Bilderstrecke, die darüber hinaus noch weitere Neuerungen nennt:

Ubuntu 16.10 (33 Bilder)

Die wohl aufsehenerregendste Neuerung von Ubuntu Desktop 16.10 ist für die Praxis vorerst vollkommen unbedeutend: Neben der gewohnten Unity-7-Oberfläche installiert die Distribution nun auch ein Preview von Unity 8. Letzteres läuft dabei nicht unter einem X-Server oder dessen designiertem Nachfolger Wayland, den das X.org-Projekt vorantreibt; stattdessen setzt der Unity-7-Nachfolger auf Mir, das Ubuntu-Sponsor Canoncial entwickelt und bei Ubuntu Phone bereits nutzt.

Die ausführlichen Begleittexte zu den Bildern deuten es schon an: Mir und Unity 8 sind bislang eigentlich zu nichts Nutze. Zum Vergleich: Ein mit Wayland laufendes Gnome ist für so manchen Anwender mittlerweile gut genug; es war zudem schon vor eineinhalb Jahren deutlich ausgereifter, als die Kombination aus Mir und Unity 8 bei 16.10 ist. Im letztgenannten Duo, das ursprünglich mal für Ubuntu 13.10 in Aussicht gestellt worden war, muss offenbar noch einiges an Arbeit fließen, bis daraus ein für PCs geeigneter Desktop wird.

Auch andere Dinge, die Canonical vor Jahren versprochen hat, haben sich bis heute nicht materialisiert; darunter etwa Mdraid-Unterstützung und umfassender LVM-Support im grafischen Installationsprogramm, der vor vier Jahren geplant war, als Ubuntu den Alternate-Installer eingestampft hat. Es scheint, als würde Canonical sich in solchen Bereichen längst nicht mehr so engagieren wie vor zehn Jahren, als Ubuntu noch jung war. Ohnehin bringt Ubuntu 16.10 genau wie seine direkten Vorgänger so gut wie keine bahnbrechenden Neuerungen und lässt zudem bei der Software-Aktualität hier und da zu wünschen übrig.

Die Distribution gab sich indes bei den Untersuchungen für diese Kurzvorstellung keine Blöße und lief ohne Abstürze und andere Auffälligkeiten.

Tatenlos sind Canonical und seine Mitarbeiter aber keineswegs: Neben den in der Bilderstrecke gezeigten Neuerungen gibt es noch einige, die vornehmlich für den Einsatz von Ubuntu in Firmen, Cloud oder Containern relevant sind. Die Freigabeankündigung von Ubuntu 16.10 nennt gleich mehrere. So ist etwa Juju 2.0 dabei, das die Verteilung von Software in hybriden Clouds erleichtert. MAAS 2.0 verspricht eine automatisierte Einrichtung von Linux auf Servern. Ferner steht die OpenStack-Version "Newton" zur Verfügung, obwohl die erst eine Woche vor Ubuntu 16.10 veröffentlicht wurde.

Die neue Version von Ubuntu Desktop 16.10 steht über die Haupt-Download-Seite des Ubuntu-Projekts zum Herunterladen bereit; dort gibt es auch die neue Version von Ubuntu Server, das einen mächtigeren, aber zugleich komplizierteren Installer nutzt und keine grafische Bedienoberfläche einrichtet. Details zu den Neuerungen liefern die Release Notes für die von Canonical betreuten Distributionsvarianten. Bezugsquellen und Versionshinweise zu den anderen Ausführungen finden sich über die Webseiten von Kubuntu, Ubuntu Gnome, Ubuntu MATE und Xubuntu.

Ubuntu 16.10 bietet nur wenig Neues; für Anwender der Version 16.04 gibt es daher kaum einen Grund, zur neuen Version zu wechseln.

Bei der Neuinstallation auf einem frisch erworbenen PC oder Notebook sieht es aber anders aus, weil 16.10 moderne Hardware besser unterstützt. Dieses Argument fällt aber schon im Februar, denn dann soll 16.04.2 erscheinen, das Kernel und Mesa von 16.10 übernimmt und dann noch weitere vier Jahre Support erhält.

Für Anwender, die Ubuntu schon kennen und bei einer anderen Distribution gelandet sind, gibt es indes keinen Anlass für einen Wechsel zu Canonicals neuer Version, denn sie bietet vorwiegend gewohnte Kost. (thl)