CanSat-Wettbewerb: Erfolgreicher Start und Landung

Nach Monaten der Arbeit war es Ende September so weit: Das Team InfraSat AEG fuhr nach Bremen zur Startkampagne ihres Mini-Satelliten.

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CanSat-Wettbewerb: Erfolgreicher Start und Landung
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Leonie Anders
Inhaltsverzeichnis

Unsere Reise begann am Montag, den 26. September. Nachdem wir am Samstag und Sonntag vorher schon jeweils über 12 Stunden an unserem Satelliten gebastelt hatten, machte sich der Schlafmangel bei den Teammitgliedern bereits bemerkbar – dabei gab es noch viel zu tun. Bei einem Test brannte einer unserer Mikrocontroller durch und wir hatten Probleme bei der Datenübertragung, die uns noch lange beschäftigen würden.

Der Beginn einer Nachtschicht im Zimmer der Jugendherberge

Gegen Mittag trafen wir in Bremen ein und konnten uns mit den anderen Teams austauschen. Tenor der Gespräche: "Wir sind noch längst nicht fertig." So gingen wir etwas beruhigter zur Eröffnung im Fallturm des Zentrums für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM). Hier wurden wir mit zwei Ansprachen begrüßt, durften uns am Buffet erfreuen und schließlich bei einem "Icebreaker" die anderen Teams besser kennenlernen. Statt den Abend ruhig ausklingen zu lassen, ging es in der Jugendherberge gleich weiter: Weit und breit war kein freier Tisch und kein freier Zimmerboden ohne ausgepacktes technisches Equipment (inklusive Lötkolben und einer Vielzahl an Antennen und Kabeln) zu finden. Um 2 Uhr nachts wurden wir ins Bett geschickt, um uns wir am nächsten Tag noch konzentrieren zu können.

CanSat Wettbewerb 2016
Sechs Schülerinnen und Schüler vor einem Gebäude.

Beim bereits dritten CanSat-Wettbewerb entwickeln Schülerinnen und Schüler Satelliten in Form einer Getränkedose. In einer viertägigen Start-Kampagne wird der Satellit in die Luft geschossen und muss im Flug Daten sammeln. Für uns berichtet das Team Infrasat AEG aus Buchholz von ihrer Arbeit. Bisher erschienen:

Wie sich herausstellte, war dies dringend nötig: Der Dienstag begann mit der Vorstellung der Teams mittels einer Postersession vor den Jurymitgliedern, bei der spezifische Fragen ausführlich beantwortet werden mussten. Insgesamt verbrachten wir circa 4 Stunden im deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und arbeiteten in Wartezeiten weiter am Satelliten. Die Probleme beim Senden konnten wir immer noch nicht beheben und langsam wurde die Zeit knapp. Nachmittags ging es im Technischen Bildungszentrum mit der technischen Abnahme der Satelliten weiter: Die Maße unseres CanSat stimmten und nur das Gewicht musste ein wenig erhöht werden, um den Anforderungen zu entsprechen. Nichts, was sich nicht mit ein wenig Blei regeln ließe. Zum Glück bekamen wir von einem anderen Team einen alternativen Sender, den wir gegen unserem bisherigen tauschen konnte und dadurch der funktionierenden Datenübertragung über Funk deutlich näher kamen. Nun stand uns noch eine Nachtschicht mit den letzten Vorbereitungen und Optimierungen bevor, damit wir unseren CanSat am nächsten Tag starten lassen konnten. Wir waren gespannt, wie alles funktionieren und ob unsere Messung mit der Infrarot-Kamera erfolgreich sein würde.

Am Mittwoch war es endlich soweit: Launch day! Zehn Satelliten, die in den letzten sechs Monaten entwickelt wurden, sollten in die Luft gehen. Der Tag begann mit einer Busreise zum Flugplatz Rotenburg, wo wir zunächst in verschiedenen Besprechungsräumen untergebracht wurden und nach einem Sicherheitsbriefing unsere CanSats vorbereiten konnten. Unser Start war für 15:30 Uhr angesetzt, da wir am ersten Tag die Startnummer 7 gezogen hatten. Somit blieb uns noch einige Zeit, um erneut die Funkübertragung ins Laufen zu bringen. Um 12 Uhr wurde feierlich im Beisein des Rotenburger Bürgermeisters und Sat1 die erste Rakete mit den zwei CanSats gestartet. In den nächsten Stunden hörten wir Berichte der anderen Teams: Ein CanSat wurde auch nach längerer Suche nicht wiedergefunden und ein anderer durch den Fehlstart einer Rakete zur Hälfte demoliert. Beides trug nicht gerade zu unserer Entspannung bei. Zwanzig Minuten vor Start fanden wir uns bei der finalen Abnahme des CanSats ein und gaben parallel ein Radio-Interview. Dann hieß es, auf den Launch zu warten.

Nach der Landung wurde der CanSat gesichtet und musste auf Schäden geprüft werden.

Um 15:21 Uhr hörten wir schließlich den Countdown zu unserem Raketenstart. Wir verteilten uns entlang des Flugfelds um den gesamten Flug zu beobachten und den CanSat nach dem Abwurf wieder zu finden. Da die Rakete bei 500 Metern Höhe in einer Wolke verschwunden war und wir ansonsten auch noch gegen die Sonne schauen mussten, war das nicht so leicht. Dank eines eingebauten Piepers konnten wir unseren CanSat schnell orten. Die Aufregung stieg, während wir zum Landeort rannten. Als wir das Gerät schließlich unversehrt fanden und auch die Elektronik funktioniert zu haben schien, war die Erleichterung groß. Sie wurde noch größer, als wir die SD-Karte auswerteten und tatsächlich Daten und Infrarotbilder auffanden. Nun begann die nächste intensive Arbeitsphase: Die Analyse. Es folgte eine lange Nacht, in der wir Messdaten und Flugverlauf auswerteten.

Erleichterung: Der CanSat hat Daten gemessen und ist unversehrt geblieben.

Das bereitete uns teilweise große Probleme, denn die Werte für den Druck erschienen uns höchst unrealistisch. Auch bei der Sekundärmission fanden wir Ergebnisse, die das Gegenteil unserer Theorie bewiesen. Die Infrarotstrahlung nahm mit Abnahme der Höhe zu, obwohl wir aufgrund der Absorption der vom Boden reflektierten Strahlung in der Luft vom Gegenteil ausgegangen waren. Immerhin konnten wir durch die Infrarotbilder und den Lagesensor den Flug rekonstruieren und einige Erkenntnisse über Druck und Infrarotstrahlung gewinnen. Am Ende fanden wir Erklärungen für Abweichungen und fehlerhafte Daten. Die Infrarotmessung hatte wahrscheinlich wegen der geringen Höhe des gesamten Fluges nicht wie geplant funktioniert. Sie war auch erst kurz vor dem Start bekannt gegeben worden.

Das Team bei der Abschlusspräsentation

Die Ergebnisse und das theoretischen Vorhaben stellten wir bei den Abschlusspräsentationen am Donnerstagnachmittag vor. Wie sich herausstellte, hatte die Mission bei keinem der Teams einwandfrei funktioniert und alle Vortragenden beschäftigten sich mit der Fehleranalyse und der Auswertung von dem, was sie hatten messen können. Es kam also darauf an, auf die Jury überzeugend zu wirken und aus allen Informationen oder Ereignissen einen Nutzen zu ziehen. Nach den jeweils 10-minütigen Vorträgen mit anschließender Befragung lobte die Jury alle Teams für das hohe Niveau des diesjährigen Wettbewerbs und zog sich ab diesem Punkt zur Beratung zurück.

Zur Siegerehrung kam es am Freitagmittag bei Airbus Bremen. Vorher mussten wir zum ersten Mal seit langer Zeit nicht mehr am Projekt arbeiten und gingen mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern Schwarzlichtminigolfen. Viele sehr starke Teams schafften es nicht auf das Siegerpodest und somit war unsere Enttäuschung auch nicht allzu groß, als wir am Ende nicht auf dem Treppchen standen. Den ersten Platz belegte das Team „Recognize“ aus Bremen und darf nun am europäischen Wettbewerb teilnehmen. Mit einem "Platz 4" auf der Urkunde konnten wir uns aber allemal zufrieden geben und verließen Bremen mit viel neuem Wissen über Raumfahrtmissionen und Erfahrungen für die zukünftige Planung von Satellitenprojekten.

Wir bedanken uns bei unseren Sponsoren und Jan RĂĽbbelke, der uns mit seiner fachlichen Kompetenz oft weiterhalf, fĂĽr die Beihilfe zu dieser unglaublichen Erfahrung.

  • Auch im kommenden Jahr wird es wieder einen deutschen CanSat-Wettbewerb in Bremen geben. Der Bewerbungsschluss ist der 3. Februar 2017.

(hch)