IBMs Watson soll seltene Krankheiten diagnostizieren helfen

Menschen mit seltenen Krankheiten haben oft eine jahrelange medizinische Odyssee hinter sich. Am Zentrum für unerkannte und seltene Erkrankungen in Marburg soll KI von IBM nun helfen, die Diagnose zu stellen und Therapieentscheidungen zu fällen.

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IBMs Watson soll seltene Krankheiten diagnostizieren helfen

(Bild: IBM)

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Das Zentrum für unerkannte und seltene Erkrankungen (ZusE) am Universitätsklinikum Marburg will ab Ende dieses Jahres zwölf Monate lang ausloten, ob und wie die künstliche Intelligenz des IBM-Systems Watson bei der Diagnosefindung und präziseren sowie schnelleren Therapieentscheidungen helfen kann. Das "kognitive Assistenzsystem" – wie IBM es in einer Mitteilung nennt – soll dazu beitragen, die Behandlungszeit von einigen hundert Patienten pro Jahr zu verkürzen.

Ähnlich wie in der Fernsehserie "Dr. House" kümmert sich das ZusE um Patienten, deren Krankheitsbild nicht das gewöhnliche Raster passt. Seit 2013 hätten mehr als 6000 Patienten das ZusE kontaktiert, um sich dort behandeln zu lassen. Die meisten der Patienten hätten bereits eine jahrelange medizinische Odyssee hinter sich; dabei hätten sich viele strukturierte und unstrukturierte Daten wie Labortests, klinische Berichte, Arzneimittelverschreibungen, radiologische Untersuchungen und pathologische Berichte angehäuft.

Wenn am ZusE ein Patienten erstmals behandelt wird, sprechen die Experten mit ihm und studieren sorgfältig die Krankenakte. In die Diagnose fließen außerdem die Erfahrung des Teams sowie Informationen aus Fachartikeln, von Webseiten und Expertensystemen ein. Dieser Prozess kann pro Patient mehrere Tage in Anspruch nehmen. Hier soll das Watson-System ansetzen.

Dafür sollen die Patienten einen digitalen Fragenbogen ausfüllen, den das medizinische Fachpersonal in Marburg erarbeitet hat. Die Antworten sollen anonymisiert an das Watson-System in der "IBM Bluemix Cloud" weitergeleitet werden, wo die für die Ärzte relevanten Informationen extrahiert werden. Es soll sich eine Liste von Hypothesen ergeben. Diese soll auch die Quellen enthalten, auf Grund derer die Hypothesen erstellt wurden, um so eine auf einer umfassenden Datenbasis fußende Diagnose zu ermöglichen. Die dafür nötigen Experteninformationen werden von der Rhön-Klinikum AG beigetragen, die das ZusE betreibt.

Die Kooperation dem ZusE ist nicht die erste zwischen IBM und einer deutschen Institution. An der Universität Osnabrück wollen Forscher mit Hilfe der Watson-Technik Grippewellen vorhersagen. (anw)