Briten spielen mit neuer Fünf-Pfund-Note Schallplatten ab

Mit der Fünf-Pfund-Note aus Polymer kann man alte Schallplatten wieder hörbar machen. Eine kurzweilige Freizeitbeschäftigung zum Wochenende. Fake oder tatsächlich machbar?

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Engländer entdecken mit der neuen Fünfpfund-Note die Liebe zur Schallplatte neu

(Bild: DJ Blowfelt)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Schäffer

Seit Mitte September haben die Briten richtiges Plastikgeld als Bargeld. Der Nennwert mit 5  Pfund wird erstmals nicht auf (Baumwollfaser-)Papier, sondern auf einen Kunststoff auf Polymer-Basis gedruckt. Neben den naheliegenden Vorteilen wie der Resistenz gegen Wasser, fällt die Banknote vor allem durch ihren transparenten Ausschnitt mit Bild vom Elizabeth Tower ("Big Ben") und der Queen auf.

Das Interesse vieler Youtuber liegt hingegen bei einer gänzlich anderen Verwendung, fernab vom Konsum oder der originären Nutzung: Angeblich soll man mit dem Bankschein den fast schon vergessenen Plattenspieler zu neuen Ehren verhelfen, um die alten Vinylscheiben abzuspielen. Einfach den Schein mit einer Ecke auf die rotierende Schallplatte halten und schon erklingt die Musik.

Handelt es sich dabei um ein Fake? Das fragen sich auch einige andere Nutzer und haben es (ebenso erfolgreich) ausprobiert. Das heißt natürlich nicht viel, denn der Wahrheitsgehalt steigt nicht, nur weil es mehrere behaupten. Liegt es an dem neuen Polymer oder an dem durchsichtigen Folien-Bereich mit dem (aufgedruckten) Big Ben, dass die Musik zu hören ist?

Wir wären nicht die Make, wenn wir dem Phänomen nicht auf den Grund gehen würden und es selber ausprobieren. Es trifft sich gut, dass bei einer Kollegin - warum auch immer - gleich drei alte Plattenspieler und "Klassiker" wie Heino, Heintje und Boney M im Schrank stehen. Einzig britisches Pfund hat hier keiner. Aber vielleicht genügt auch ein Heiermann - wertmäßig zumindest ähnlich.

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Wie zu sehen und zu hören: Boney M ist klar zu erkennen. Für einen Kollegen ist das natürlich alles ein alter Hut. Seiner Aussage nach kann man sogar mit einem gewöhnlichen Blatt Papier die Musik hören. Ob dieses Wissen darauf basiert, dass er in der DDR aufwuchs und man sich dort so bei Knappheit von Tonabnehmern und Nadeln behelfen musste? Spott und Hohn ist in der Redaktion schnell zur Hand - aber nie böse gemeint. Also probieren wir es gemeinsam aus:

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Es klingt teilweise sogar noch besser. Eine weitere Steigerung von Qualität und Lautstärke lässt sich erreichen, wenn die Ecke leicht gebogen auf die Platte aufgesetzt wird.

Warum ein Stück Papier ausreicht, ist recht einfach zu erklären. Moderne Schallplatten werden seit etwa 1957 mit einer Flankenschrift graviert bzw. gepresst. Auf den beiden Flanken der Rille werden der linke und rechte Audiokanal abgebildet.

Windungen der Rille einer Schallplatte unter dem Mikroskop. Der Verlauf der Rille entspricht der Schallschwingung des gespeicherten Signals.

(Bild:  )

Das Blatt Papier gerät wie die Tonabnehmer-Nadel in Schwingung und versetzt dann die Luft in Schwingung, die unser Ohr erreicht. Es ist also unbedeutend, welches Material benutzt wird, solange es flexibel genug ist, den Wellen in der Rille zu folgen und gleichzeitig stabil genug, um die Schwingung über die ganze Fläche abzustrahlen. Das mag mit der britischen Banknote besser gehen, da die Materialeigenschaften gut geeignet sein können. Die Plastik-Ecken zerfasern nicht und weil der Schein so dünn ist (durchschnittlich 95 µm), passt er gut in die Rillen. Der Trick mit dem Plattenspieler und dem Polymer-Geld ist also eigentlich nichts neues, sondern nur neu aufgelegt.

Im nächsten Schritt wird dann auch auf den elektrisch angetriebenen Plattenspieler verzichtet und ein handbetriebenes Grammophon aus Pappe gebaut:

(fls)