ExoMars am Mars: TGO erreicht Orbit, Schiaparelli landet

Die heiße Phase am Mars hat begonnen: Der europäische-russische Orbiter TGO hat seine Triebwerke aktiviert, um in eine Umlaufbahn einzuschwenken und der Lander Schiaparelli soll gleichzeitig auf der Oberfläche aufsetzen.

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ExoMars am Mars: TGO erreicht Orbit, Schiaparelli landet

Künstlerische Darstellung des TGO-Manövers am Mars

(Bild: ESA/ATG medialab)

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Für die europäische Weltraumagentur ESA und Russlands Roskosmos hat die entscheidende Phase beim ersten Teil der Mission ExoMars begonnen. Um 15:04 Uhr MESZ hat der Trace Gas Orbiter (TGO) sein Triebwerk aktiviert, um die Sonde in einen Orbit um den Mars abzubremsen. Insgesamt wird dieses Manöver mehr als zwei Stunden dauern und die Sonde um 1,6 Kilometer pro Sekunde abbremsen. Danach wird der TGO aus der Perspektive der Erde erst einmal hinter dem Mars sein, weswegen die Erfolgsbestätigung noch auf sich warten lassen wird. Der Lander Schiaparelli wiederum soll 15:27 Uhr aus seinem Ruhezustand aufwachen und 16:48 Uhr auf der Mars-Oberfläche aufsetzen.

Die ESA begleitet die Manöver und will am Abend noch Bilanz ziehen. Zuvor hatte die Weltraumagentur bereits ausführlich erklärt, wann welche Signale auf der Erde ankommen und was sie verraten werden. So werden die Verantwortlichen auf der Erde – bis auf eine Ausnahme – länger als die rund 10 Minuten warten müssen, die die Signale vom Mars zur Erde brauchen. Während die Signale des TGO zwar zur Erde gelangen, ist Schiaparelli fast ausschließlich auf andere Sonden angewiesen, die als Relais dienen. Die können die Daten aber nicht direkt weiterleiten, sondern müssen sie erst empfangen und sich dann zur Erde drehen. Deshalb wird es wohl eine lange Wartezeit werden, bis über den Ausgang der Manöver endgültige Klarheit herrscht.

[Update 19.10.2016 – 15:15 Uhr] Der ExoMars-Orbiter TGO hat planmäßig mit seinem Manöver begonnen, das ihn auf ungefähr die Hälfte seiner Geschwindigkeit abbremsen und in eine Umlaufbahn um den Mars befördern soll. Das bestätigte die ESA aus dem Kontrollzentrum in Darmstadt.

[Update 19.10.2016 – 15:45 Uhr] Das indische Radioteleskop GMRT hat wie erhofft ein schwaches Signal von Schiaparelli empfangen. Der Lander ist also pünktlich aus seinem Ruhezustand erwacht und bereit für die Landung auf dem Roten Planeten. Unterdessen hat im Deep Space Network der NASA der Madrid Deep Space Communications Complex die Kommunikation mit TGO vom Radioteleskop in Canberra übernommen.

[Update 19.10.2016 – 16:25 Uhr] Inzwischen hat auch der Orbiter TGO damit begonnen, die Signale des landenden Schiaparelli aufzuzeichnen. Sie werden aber erst im Laufe der Nacht zur Erde weitergeleitet, wo ihre Auswertung ein genaues Bild des Landeanflugs ergeben soll.

[Update 19.10.2016 – 16:42 Uhr] Läuft weiter alles nach Plan, hat Schiaparelli nun die Atmosphäre des Mars erreicht. Damit haben die letzten und schwierigsten sechs Minuten des Landeanflugs begonnen. Auf der Erde wird frühestens das Radioteleskop GMRT das bestätigen können, sollten dort die Signale Schiaparellis weiterhin so "stark und klar" ankommen, wie bisher.

[Update 19.10.2016 – 16:48 Uhr] Während die während des Atmosphäreneintritts von
Schiaparelli gesendeten Signale die Erde nicht erreicht haben, sollte der Lander nun die Oberfläche erreicht haben. Noch müssen die Verantwortlichen von ESA und Roskosmos aber warten, um das Schicksal ihrer Sonde zu erfahren.

[Update 19.10.2016 – 17:00 Uhr] Aus der Perspektive der Antennen auf der Erde verschwindet der Orbiter TGO derzeit hinter dem Mars. Erst wenn er wieder auftaucht und die Erde anfunkt, wird klar werden, ob sein mehr als zweistündiges Manöver erfolgreich war. Unterdessen haben die in Indien empfangenen Signale von Schiaparelli darauf hingedeutet, dass sich der Lander erfolgreich von seinem Fallschirm getrennt hat.

[Update 19.10.2016 – 17:10 Uhr] Obwohl das indische Radioteleskop GMRT während des gesamten Landeanflugs klare Signale von Schiaparelli im UHF-Frequenzbereich empfangen hat, gibt es immer noch keine Bestätigung der Landung selbst. Nun warten die Verantwortlichen bei ESA und Roskosmos gespannt auf die Daten von Mars Express. Die Sonde hatte mit Schiaparelli während des Landeanflugs Kontakt und funkt nun zur Erde.

[Update 19.10.2016 – 17:20 Uhr] Das am GMRT empfangene Signale endete ohne Bestätigung der Landung und deswegen ist weiterhin unklar, ob Schiaparelli heil die Oberfläche des Mars erreicht hat. Ob das auf ein Problem bei der Landung oder mit dem Kommunikationskanal hinweist, ist derzeit nicht klar. Nun müssen die Daten von Mars Express abgewartet werden, deren Auswertung noch mehr als eine Stunde dauern kann. Erst dann werden die Forscher wissen, ob Schiaparelli die Landung auf dem Mars überstanden hat.

[Update 19.10.2016 – 18:10 Uhr] Inzwischen erreichen die ersten Daten von Mars Express die Erde, müssen aber erst aufwändig analysiert werden. Die Datenmenge jedenfalls entspricht den Erwartungen, teilte die ESA mit.

[Update 19.10.2016 – 18:40 Uhr] Die Forscher im ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt haben mit Applaus auf Signale reagiert, die darauf hindeuten, dass der Orbiter TGO planmäßig wieder hinter dem Mars hervor gekommen ist. Das heißt, die ESA (gemeinsam mit Roskosmos) hat offenbar erfolgreich einen zweiten Orbiter in eine Umlaufbahn um den Mars gebracht. Noch dauert es aber ungefähr zwei Stunden, das auch tatsächlich zu bestätigen, erklärt die ESA.

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Der Trace Gas Orbiter soll in den nächsten Jahren Jahren in der Mars-Atmosphäre nach Stoffen suchen, die von einfachen Lebensformen stammen könnten. Von besonders großem Interesse ist dabei Methan, das auf der Erde auch von Bakterien freigesetzt wird. Auf dem Mars könnte es darauf hinweisen, dass dort einst oder sogar noch immer Mikroorganismen leben. Mit Schiaparelli wiederum wollen die ESA und Roskosmos Erfahrung sammeln für die zweite Phase von ExoMars, denn voraussichtlich 2020 soll ein Rover zum Roten Planeten gesendet werden. Der soll mit einem zwei Meter langen Bohrer tiefer in den Mars-Boden eindringen als alle US-Rover und nach biologischen Molekülen suchen.

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(Bild: ESA/ATG medialab )

(mho)