Baden-Württemberg: Pläne für Pflichtfach Informatik auf Eis gelegt

Aufgrund von Lehrermangel tritt Baden-Württembergs Kultusministerin Eisenmann bei der Einführung des Informatik-Pflichtfachs auf die Bremse. Zwei weitere Vorhaben sind ebenfalls gestoppt.

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Computer in Schule

(Bild: dpa, Marc Tirl/Symbolbild)

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Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hat die Einführung des für das Schuljahr 2017/18 vorgesehenen Pflichtfachs Informatik in Klasse 7 gestoppt. Auch der geplante Ausbau der Ganztagsschulen sowie Vorhaben zur besseren Einbeziehung behinderter Schüler werden ausgesetzt. Als Grund gab die Ministerin Lehrermangel an.

Das geforderte Plus von 500 Stellen hatte der grün-schwarze Haushaltsausschuss nicht genehmigt. Zugleich hatte Eisenmann beklagt, das Kultusministerium müsse im nächsten Jahr 1074 Stellen einsparen. Die Zahl setze sich zusammen aus 633 Stellen, die bereits Grün-Rot beschlossen habe, und aus 441 Stellen, die im Rahmen der Haushaltskonsolidierung nötig seien.

Finanzministerin Edith Sitzmann (Grüne) sieht im laufenden Verfahren zum Haushalt jedenfalls keine Möglichkeit mehr, der Kultusministerin mehr Geld geben. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) beraumte inzwischen eine Sitzung des Koalitionsausschusses an. Kretschmann hatte sich bereits letztes Jahr für verbindliche Grundbildung in Informatik stark gemacht.

Eisenmanns Ankündigung sorgte für heftige Kritik von zahlreichen Seiten. Andreas Stoch, Landesfraktionsvorsitzender der SPD, sagte: „Diese Landesregierung scheint zu glauben, dass ein Digitalisierungskonzept aus dem bloßen Vergraben von Kabeln besteht.“ Auch Landesarbeitgeberpräsident Rainer Dulger sprach von einer falschen Weichenstellung für die Zukunftsfähigkeit des Landes. Leonore Dietrich vom Informatiklehrerverband des Landes erklärte: "Bildung kostet Geld – aber wer in einem Hochtechnologieland wie Baden-Württemberg die Schulinformatik nicht endlich voran bringt, sägt den Ast ab, auf dem wir alle sitzen."

Die Pläne für Informatik als Pflichtfach wurden Ende vergangenen Jahres bekannt gemacht. Zusätzlich zu einem "Basiskurs Medienbildung" in der 5. Klasse sollte in allgemein bildenden Schule in der Klassenstufe 7 ein verbindlicher "Aufbaukurs Informatik" mit einer Stunden pro Woche angeboten werden. Darauf sollte dann in den Klassenstufen 8 bis 10 ein neues Fach "Informatik, Mathematik, Physik" (IMP) folgen, das zum Beispiel mathematische Grundlagen des MP3-Algorithmus vermittelt. Für Hauptschulen und Werkrealschulen war ein Wahlfach Informatik geplant.

Inwieweit die Landesregierung ihr Vorhaben doch noch umsetzen kann, bleibt abzuwarten. Generell ist Bildung in Deutschland Ländersache – und damit auch die Einführung eines Pflichtfachs wie etwa Informatik. (Mit Material der dpa) / (axk)