Telekommunikationsmarkt: Glasfaser ist noch kein Publikumsrenner

Der deutsche TK-Markt wächst nur ein bisschen. Das liegt auch daran, dass die Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen noch nicht besonders groß ist. Aber auch andere Faktoren spielen auf dem Markt eine Rolle: Vectoring zum Beispiel.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 173 Kommentare lesen
Statistik

Bei Glasfaser gibt es deutlich mehr Anschlussmöglichkeiten als Nutzer.

(Bild: VATM/Dialog Consult)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Der deutsche Markt mit Telekommunikationsdiensten wird im Jahr 2016 voraussichtlich um eine halbe Milliarde Euro auf 60,5 Milliarden wachsen (plus 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Das geht aus einer Marktuntersuchung der Unternehmensberatung Dialog Consult hervor, die der Netzbetreiberverband VATM am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat. Vom Gesamtvolumen werden 34,1 Milliarden Euro im Festnetz erwirtschaftet, 26,4 Milliarden tragen die Mobilfunknetze bei.

Im Festnetz wächst demnach die Zahl der geschalteten Breitbandanschlüsse leicht um 1,6 Prozent auf 31,2 Millionen (inklusive Kabel, FTTB und sonstige Anschlusstypen). 13 Millionen Anschlüsse sind bei der Telekom (DSL) geschaltet (41,6 Prozent). Die Kabelnetzbetreiber stellen zusammen 7,1 Millionen Anschlüsse (22,8 Prozent). Weitere 6,6 Millionen DSL-Anschlüsse (21,2 Prozent) sind bei Telekom-Wettbewerbern geschaltet. Über Wiederverkäufer von Telekom-Anschlüssen (DSL Resale) sind 3,8 Millionen (12,2 Prozent) Zugänge geschaltet.

Die meisten Kunden haben einen Breitbandanschluss bei der Telekom.

(Bild: VATM/Dialog Consult)

Starkes Wachstum zeigt sich laut der Studie bei direkten Glasfaseranschlüssen. Von vergleichsweise niedrigem Niveau wächst die Zahl der ins Haus (FTTB) oder die Wohnung (FTTH) geschalteten Glasfaseranschlüsse in diesem Jahr von 590.000 auf geschätzt 791.000. Nur ein Zehntel dieser Anschlüsse hat die Telekom geschaltet. Das Angebot ist noch deutlich größer als die Nachfrage: Knapp 1,9 Millionen Haushalte sind 2016 per Glasfaser erschlossen, nur ein Drittel der Anschlüsse wird auch aktiv genutzt. Die Netzbetreiber zeigen sich aber zuversichtlich, dass die Nachfrage hier steigen wird.

Im Festnetzbereich verzeichnen vor allem die Kabelnetzbetreiber ein Umsatzplus: ihre Einnahmen steigen in diesem Jahr um 3,8 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro. Die Wettbewerber der Telekom hingegen müssen ein leichtes Umsatzminus von 1,4 Prozent verkraften. Der VATM verweist zudem auf die unterschiedliche Umsatzentwicklung im Festnetz seit 2013: Die Telekom habe ihren Umsatz seither um 1 Milliarde Euro steigern können, während der Gesamtumsatz der Wettbewerber im gleichen Zeitraum um 1,3 Milliarden Euro zurückgegangen sei.

Die Telekom hängt die Wettbewerber beim Umsatz ab.

(Bild: VATM/Dialog Consult)

TK-Experte Torsten Gerpott von Dialog Consult führt die Umsatzentwicklung unter anderem auf den Einsatz der Vectoring-Technik durch die Telekom zurück: "In den Fällen, in denen alternative Anbieter aufgrund des Einsatzes der Vectoring-Technologie durch die Telekom zum Umstieg auf Bitstrom-Angebote gezwungen werden, nimmt die Abhängigkeit von der Telekom zu und die Wertschöpfung der Konkurrenten ab."

In der Mobilfunkbranche geht der Umsatz leicht um 0,4 Prozent zurück. Gerpott führt dafür verschiedene Ursachen an: Preissenkungen, zu günstigeren Tarifen wechselnde Kunden, weniger Roaming-Einnahmen und gesunkene Terminierungsentgelte. Seit der Fusion von O2 und E-Plus teilen sich die drei Anbieter den Markt mit nahezu gleichgroßen Anteilen: Von den 128,1 Millionen aktivierten SIM-Karten funken 43,5 Millionen im Telefónica-Netz, 42 Millionen bei der Telekom und 42,6 Millionen im Netz von Vodafone.

Vom Gesamtumsatz der Mobilfunker entfallen 11,8 Milliarden Euro auf Datendienste. Der Traffic in den Netzen steigt im Vergleich zum Vorjahr um 31 Prozent auf 774 Millionen GByte. Davon läuft mehr als die Hälfte (51,5 Prozent) über LTE, 46 Prozent der Daten werden im UMTS-Netz transportiert. Nur noch ein kleiner Teil des Datenverkehrs läuft über 2G-Technik.

Lesen Sie dazu auch:

(vbr)