US-Wahlen sicherer als zuvor

Trotz aller Berichte über Angriffe ausländischer Hacker auf das amerikanische Wahlsystem: Der Urnengang im November, bei dem es um die US-Präsidentschaft geht, wird überwacht wie nie.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Mike Orcutt
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Ängste, Hacker könnten Lücken im US-Wahlsystem überwinden, um den Ausgang der Präsidentschaftswahl zu manipulieren, würden womöglich zu einem schweren Vertrauensverlust der amerikanischen Wähler führen – insbesondere, wenn das Ergebnis knapp wird. Die gute Nachricht: Die mittlerweile weitläufig anerkannte Gefahr hat eine wichtige Diskussion angestoßen, wie Amerika sein Wahlsystem absichern könnte.

Die US-Politik wird derzeit von Computerattacken heimgesucht. So wurde etwa das Democratic National Committee gehackt (laut dem Weißen Haus von russischen Angreifern), in mehr als 20 US-Bundesstaaten sollen die Wahlberechtigtendatenbanken angegriffen worden sein. Zuletzt kam es auch noch zu groß angelegten Leaks aus dem E-Mail-Verkehr der Clinton-Kampagne. Es scheint klar zu sein, dass Gegner versuchen, das politische System Amerikas mit Hilfe von Cybercrime-Aktivitäten zu stören.

Die Angriffe sorgen aber auch dafür, dass die zuständigen Behörden endlich aktiv werden. So hat das amerikanische Heimatschutzministerium damit begonnen, Wahlausschüsse auf Bundesstaaten- und Gemeindeebene in Sachen Cybersicherheit zu unterstützen. Der US-Kongress hielt mehrere Hearings ab, um zu prüfen, welche technischen Schwächen das nationale Wahlsystem hat und wie man diese erkennen und ausbessern kann.

Es gab zahlreiche Medienberichte, in denen auf Lücken hingewiesen wurde – ob in Internet-gestützten Wahlregistrierungssystemen, bei Briefwahlabläufen oder elektronischen Wahlmaschinen, denen eine Datenspur auf Papier fehlt.

Und die Manipulationsmöglichkeiten sind da: Wird die Wahl knapp, reicht eine gezielte Attacke in einem der umkämpften Bundesstaaten (Swing States). Die Verantwortlichen müssen sich also klar darüber sein, was Hacker wirklich anrichten können. "Ein böser Junge, der so etwas plant, macht auch nichts anderes", sagt Pamela Smith, Präsidentin von Verified Voting, einer Non-Profit-Organisation, die angreifbare Wahlsysteme aufspürt und sich für mehr Transparenz und Integrität bei US-Wahlen einsetzt.

Doch trotz aller Ängste gibt es Hoffnung. Smith meint, dass es sogar gute Gründe gibt, zu glauben, dass die diesjährigen Wahlen sicherer werden als frühere. Weniger Staaten und Wahlkreise setzen auf gänzlich papierlose elektronische Wahlmaschinen und mehr Staaten verlangen, dass es nach der Wahl eine Überprüfung der Systeme gibt. Und die erkannte Bedrohungslage samt der sich daran anschließende Mediendiskussion über das Thema Hacking dürfte dazu führen, dass die Menschen selbst aufmerksamer sind. Das Heimatschutzministerium war in den letzen Jahren beispielsweise nicht beteiligt. "Das ist eine großartige Ressource", sagt Smith.

Im August sagte US-Heimatschutzminister Jeh Johnson, die Regierung erwäge, Wahlsysteme zur kritischen Infrastruktur des Landes zu zählen. Dieser Schritt würde dem Ministerium erlauben, konkrete Sicherheitsmaßnahmen anzuordnen.

Derzeit ist diese Entscheidung aber noch nicht gefallen. Dafür helfen die Heimatschützer – inklusive "Cyber-Hygiene-Scans" von ans Internet angeschlossenen Systemen plus Risiko- und Systemschwächenanalysen. Das Ministerium sagt, es könne Lücken entdecken und den Wahlverantwortlichen zeigen, wie sie ihre Wählerdatenbanken besser absichern. Gleiches gilt für die Berichtssysteme für die Wahlnacht, die ebenfalls am Internet hängen. Bislang haben immerhin 33 Bundesstaaten Hilfe vom Heimatschutzministerium angefordert.

Über den Wahltag am 8. November hinaus müssen aber noch weitere Maßnahmen kommen. So fehlt es an Koordination zwischen den Bundesbehörden und den für die Wahlen verantwortlichen Bundesstaaten im Hinblick auf deren Sicherheit, wie Gregory Miller, Mitbegründer der Open Source Election Technology Foundation, sagt. Die meisten US-Bundesstaaten müssten zudem bis 2020 ihre Wahlmaschinen austauschen und der aktuelle Vorgaben- und Zertifizierungsprozess sei völlig veraltet – und damit unsicher. ()