Zahlen, bitte! 34 Personen möchten eine Software ihres Ichs
Im Projekt "Mensch nach Maß" wurden Bürger zu ihrer Einstellung gegenüber neuen Technologien befragt. Wie weit ihr Selbsterhaltungstrieb geht, zeigt die Antwort von 34 Befragten, die aus ihrem "Ich" nach dem Tod eine Software machen lassen würden.
Welche Vorteile, Risiken, Grenzen und Möglichkeiten ergeben sich für den Menschen und seinen Körper durch neue technologische Möglichkeiten? Dieser Frage ist ein Verbund aus der Stiftung Science et Cité, Collegium Helveticum und Paulus-Akademie in der Schweiz nachgegangen. Angesichts von Entwicklungen wie Kontaktlinsen mit eingebauter Zoom-Funktion bis zur "Genschere", die das menschliche Erbmaterial modifizieren kann oder Kriegsroboter, die das Töten übernehmen, wollten die Wissenschaftler mehr über die Hoffnungen und Ängste einer breiteren Bevölkerung erfahren.
Das "Ich" in der Software
Das Projekt "Mensch nach Maß" umfasst acht Fragen, die neue Technologien und den Alltag der Menschen verbinden. 410 Personen haben seit dem Start der anonymen Online-Befragung in diesem Frühjahr teilgenommen. "Möchten Sie aus Ihrem 'Ich' eine Software machen lassen, mit der man nach Ihrem Tod einen Roboter programmieren könnte?" lautet eine der Fragen. Mit 342 Nein-Antworten ist das Ergebnis erst einmal nicht überraschend. 24 Befragten antworteten mit "Weiß nicht". Aber immerhin 34 Teilnehmer bejahten die Frage.
(Bild: Projekt "Mensch nach Maß" )
Die für Interessierte bereitgestellten Ergebnisse geben einen näheren Einblick in die Antworten, denn der Fragebogen ließ ebenso die Möglichkeit, die Entscheidung zu begründen. So führt mancher den Traum der Unsterblichkeit an, "davon träumt doch jeder. Vielleicht könnte er meine Arbeit fortführen, das wäre super, denn zu meinen Lebzeiten schaffe ich leider wohl nicht, was ich erreichen möchte." Ein anderer Befragter setzt voraus, dass man auch Gefühle weiterhin erleben könne, so dass dem Roboter-Ich gar nicht bewusst wird, dass es ein Roboter ist. Pragmatischer sieht es dieser Umfrage-Teilnehmer: "Würde den Brain-Dump genauso zur Weiternutzung zur Verfügung stellen wie noch funktionierende Organe."
Offen gegenüber Technologie
Insgesamt zeigen sich die Befragten offener neuen Technologien gegenüber, wenn es um den Schutz anderer geht. So spricht sich zum Beispiel ein Anteil von knapp 60 Prozent dafür aus, Genmaterial im Embryo zu verändern, wenn damit eine Krankheit oder Behinderung verhindert werden könnte. Auch bei der Frage, ob die Wohnung der alleinstehenden Mutter mit Sensoren ausgestattet werden soll, um zu überprüfen, ob sie gut zurecht kommt, sprechen sich 144 Personen dafür aus. 188 Menschen lehnen das ab.
(Bild: Projekt "Mensch nach Maß" )
Die Ergebnisse der Umfrage gehen in eine Gesprächsreihe ein, in der die Studie von Fachleuten interdisziplinär in öffentlichen Veranstaltungen diskutiert wird. Schließlich soll der Tenor dieser Gespräche in vielfältigen medialen Formen wieder ihren Weg in die Öffentlichkeit finden und sich auf wissenschaftlichen Konferenzen niederschlagen. (jle)