Dämmerstunde für den Millennium Dome
Das britische Jahrtausendspektakel leidet wie die Expo an Besuchermangel und jetzt ist auch noch das Unternehmen abgesprungen, das ihn übernehmen sollte.
Nicht nur bei der Expo 2000 mussten die Besucherzahlen deutlich zurückgeschraubt werden, auch der Millennium Dome in London, gedacht als "Symbol für die Modernisierung Großbritanniens", kommt beim zahlenden Publikum nicht wirklich an. Von Beginn an von einer Serie peinlicher Fehler überschattet, hat sich der Dome nun zu einer echten Katastrophe entwickelt. Noch einmal 47 Millionen Pfund (rund 150 Millionen Mark) an Lotteriegeldern werden in die Millenniumsattraktion hineingesteckt, allein um laufende Kosten decken zu können, während die ihrer Schließung entgegen geht.
Dieser Hiobsbotschaft, verbunden mit einem Köpferollen an der Spitze und der Einsetzung eines Not-Managements, folgt nun ein weiterer Tiefschlag. Wie bereits gerüchteweise kolportiert worden war, steht nun fest, dass die japanische Investorengruppe Nomura die Verhandlungen über den Kauf und Übernahme des Domes zum Jahresende abgebrochen hat. Über die Entwicklungsgesellschaft Dome Europe wollte Nomura 105 Millionen Pfund für den Dome bezahlen und noch einmal 800 Millionen in den Ausbau zu einem kommerziellen Themenpark investieren. Mit dem Platzen dieser Träume ist für die Dome-Verantwortlichen die Katastrophe perfekt und es zeichnet sich ab, dass Minister nochmals in die Kasse greifen müssen, um das entstandene Deckungsloch zu schließen.
Interessant sind die Parallelen mit der Expo 2000. Die frühen, extrem optimistischen Besucherzahlen wurden ständig nach unten revidiert, während sich zugleich gewaltige Liquiditätslöcher auftaten. Beide Veranstaltungen scheinen auch ein Problem mit einem Übermaß an Top-down-Planung zu haben. Was mit einer "Didaktik als Spektakel" begann, endete als einziges Debakel. Die staatlich verordnete Happiness, gespickt mit den Botschaften der sponsernden Großunternehmen, kam beim Publikum hier wie da nicht so richtig an. Doch während das Köpferollen auf Managementebene beim Dome schon zu Jahresbeginn einsetzte, sitzen die politischen Projektleiter, Lord Falconer und Birgit Breuel, noch auf ihren Posten.
Mehr in Telepolis: Was soll nun mit dem Dome geschehen? (fr)