Eine Leuchte aus Bakterien

Studenten der Newcastle University treten beim iGEM-Wettbewerb in Boston mit einem Elektro-Baukasten an. Statt der üblichen Glühlämpchen oder LEDs enthält der aber genetisch veränderte Kolibakterien.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 32 Kommentare lesen
Eine Leuchte aus Bakterien

(Bild: Ollie Burton / Experiment)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Rudolf Opitz

Stellen Sie sich eine Glühbirne vor; nun stellen Sie sich eine Glühbirne vor, die aus Licht-produzierenden Bakterien besteht – so beginnt die Vorstellung eines Projekts von acht Studenten der britischen Newcastle University auf der Forschungs-Crowdfunding-Plattform "Experiment".

Das Projekt wurde zwar nicht komplett finanziert, doch startet die Studentengruppe nun beim Wettbewerb "International Genetically Engeneered Machine" (iGEM) in Boston. Das Projekt besteht aus einem Elektronik-Baukasten, bei dem die Lämpchen aus einer mit genetisch veränderten Escherichia-Coli-Bakterien gefüllten Mikroreaktionskammer bestehen. Die Bakterien enthalten ein Leucht-Gen, das diese unter Stress aktivieren – etwa wenn die Kammer auf 42 Grad Celsius erwärmt oder von einem elektrischen Strom durchflossen wird.

Solche mit Leucht-Genen ausgestatteten Bakterien werden in der Forschung häufig als Anzeiger eingesetzt, um bestimmte biochemische Vorgänge optisch sichtbar zu machen. Neu ist aber der Einsatz als Lampenersatz in einer elektrischen Schaltung.

Team-Mitglied Ollie Burton sieht den Bio-Elektronik-Bausatz als Werkzeug für Bastler und Entwickler, um damit "neue und aufregende Technologien zu kreieren". Die komplette Arbeit der Studenten ist Open Source. Als Energiequelle hatten die Jung-Forscher außerdem mit einer mikrobiologischen Batterie experimentiert, die wie ein Lebewesen Energie aus dem Abbau von Biomaterial produziert. Für den Betrieb der Bakterienlampe reichte sie aber nicht.

Jameson Dungan, Chef des DIY-Labors Biologik in Norfolk, Virginia, zeigte sich dem britischen Wissenschaftsmagazin New Scientist gegenüber begeistert: Das Projekt erinnere an den ersten Einsatz eines Transistors statt einer Vakuumröhre. Der Transistor täte das Gleiche wie die Röhre, mache es aber auf eine andere Weise, genau wie die biologischen Bauteile die Funktion elektronischer Bauteile nachempfinden würden.

Ethik der Gentechnik

Mit frei verfügbarem Wissen und genetisch veränderten Organismen zu experimentieren braucht allerdings auch ein gewisses Maß an Verantwortung. Um ihr Projekt in dieser Hinsicht zu begleiten, hat das Studenten-Team ein Gedankenexperiment als Spiel entwickelt, das helfen soll, ethische Fragen solcher Experimente zu bedenken: Soll man eine Turbine mit Katzen-Genen antreiben? (rop)