Rosa-roter Riese: Die Deutsche Telekom in China
Nach dem fehlgeschlagenen Versuch, sich ĂĽber China Unicom in China einzukaufen, will die Telekom mit dem ehemaligen Staatsmonopolisten China Telecom nun offensichtlich auf Nummer sicher gehen.
Eine strategische Partnerschaft mit der marktbeherrschenden China Telecommunications Corporation (China Telecom) kündigte Ende vergangener Woche die Deutsche Telekom an. Der Präsident der im Mai umstruktierierten China Telecom, Zhou Deqiang, und Konzernchef Ron Sommer unterzeichneten laut Angaben von Telekom-Sprecher Hans Ehnert ein Memorandum of Understanding. "Verschiedene Arbeitsgruppen werden Einzelprojekte in allen Sparten wie Festnetz, Internet, aber auch Management und Personalaustausch verfolgen", erklärte Ehnert gegenüber heise online.
Eine hochrangiges Executive-Kommittee soll zunächst die konkreten Projekte festlegen. Nur bei dem von Chinas Regulierern aus dem "roten Riesen" ausgegliederten Mobilfunkbereich müsse man die weitere Entwicklung abwarten. Allerdings denke China Telecom ganz offensichtlich auch wieder über ein Engagement im Mobilbereich nach, meinte Ehnert. Dafür hatten beide Unternehmen 1997 ein Roaming-Abkommen vereinbart. Das jetzige Memorandum of Understanding bezeichnete Sommer als "weiteren Meilenstein beim Ausbau der Partnerschaft zwischen der Volksrepublik China und Deutschland". Es sei für die Deutsche Telekom "eine hohe Ehre", dass China Telecom die Deutsche Telekom als strategischen Partner gewählt habe.
Nach dem fehlgeschlagenen Versuch, sich über den ersten staatlich zugelassenen Konkurrenten der China Telecom, die China Unicom, in den Wachstumsmarkt einzukaufen, will die Telekom mit dem ehemaligen Staatsmonopolisten nun offensichtlich auf Nummer sicher gehen. Chinas Ministerium für Informationsindustrie (MII), dem die China Telecom ursprünglich direkt unterstand, hatte die Beteiligungen verschiedener Unternehmen am Mobilfunkanbieter Unicom im vergangenen Jahr für illegal erklärt und die Rückabwicklung befohlen. Inzwischen plant die Unicom, mit inzwischen über 15 Millionen Mobilkunden, den Börsengang. Dass eine Bindung der Telekom an die China Telecom für möglichen Beteiligungen im nach den WTO-Verhandlungen liberalisierten chinesischen TK-Markt von Nachteil sind, glaubt Ehnert nicht.
Aber auch für China Telecom ist ein Börsengang in Zukunft nicht ausgeschlossen: "China Telecom kann nach der Ermächtigung durch den Staatsrat an dem Experiment weiterarbeiten, wie ein staatliches Unternehmen direkt von Investitionen profitieren kann, während ein Teil seiner Anteile weiterhin staatlich kontrolliert sind", heißt es in der offiziellen Selbstdarstellung der China Telecom.
164 Milliarden Yuan Umsatz (rund 41 Milliarden Mark) will China Telecom Umsatz im laufenden Jahr machen, 12 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Im ersten halben Jahr konnte man nach eigenen Angaben die Zahl der Festnetzanschlüsse um 21,11 Millionen auf über 129 Millionen erhöhen, bei rund zwei Dritteln handelt es sich um Anschlüsse in den Städten. Auch im Internetbereich verweist man auf kräftige Wachstumsraten und auf staatlich geförderte Projekte von "Regierung ins Netz" über "Schulen ans Netz" bis zu "Familien ins Netz". 80 Millionen Surfer will man im Jahr 2005 bedienen.
Der wachsenden Konkurrenz vor allem aus dem Mobil- und TV-Kabelnetzmarkt, auf dem verstärkt auch auf Internetgeschäft gesetzt wird, begegnet man derzeit mit Preissenkungen. Aktuell kündigte deshalb die China Telecom eine Preissenkung sowohl für Orts- und Ferngespräche und die Internet-Gebühren an. Ortsgespräche sollen laut einem Bericht der Shanghaier Jiefang Ribao in Zukunft 0,1 Yuan pro Minute kosten, die nackten Verbindungskosten (ohne Zugangsgebühren) fürs Internet belaufen sich demnach auf 0,02 Yuan pro Minute. Die monatliche Telefon-Grundgebühr soll von 24 auf 18 Yuan gesenkt werden. (Monika Ermert) (jk)