"Kinderbrowser" soll Kids behĂĽtet surfen lassen

Die Firma "Security for Children" (SfC) stellte eine als "Kinderbrowser" bezeichnete Filter-Software vor. Es soll ab dem 1. November zum Download bereitstehen.

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Die Firma "Security for Children" (SfC) stellte heute in Hannover eine als "Kinderbrowser" bezeichnete Filter-Software vor. Das Programm soll ab dem 1. November auf der SfC-Website kostenlos zum Download bereitstehen und dazu dienen, jugendgefährdende Inhalte aus dem Web zu filtern. Medienwirksam wurde der Produkt-Launch des Windows-Add-Ons für Internet Explorer und Navigator von Stefanie Graf, die als "Botschafterin" der Firma ebenfalls anwesend war, unterstützt.

Das Konzept von SfC basiert auf einer Kombination aus Filtersoftware und einem von der Firma vergebenen "SfC-Siegel". Ähnlich wie beim auf freiwillige Selbstkontrolle der Inhalteanbieter setzenden ICRA-Filtersystem können die Eltern am SfC-Client eine Altersbeschränkung festlegen. Sechs Jahre alte Kinder sollen dann nur sehen dürfen, was ihnen die SfC-Positivliste vorgibt. Eine direkte URL-Eingabe wird ihnen völlig untersagt. Jugendlichen ab 16 soll man per Keyword-Filterung oder Negativliste den Zugriff auf bestimmte Inhalte sperren können. Auch eine Zeitbeschränkung für vielsurfende Kinder ist durch die administrierenden Eltern möglich.

Es erscheint allerdings fraglich, ob das vorgestellte System den gepriesenen Funktionen gerecht werden kann. Die Filterlisten, die per automatischem Update an den heimischen PC-Client geschickt werden sollen, werden von Surf-Robotern automatisiert erstellt. Die suchen nach inkriminierten Textstellen sowie nach einer bestimmten, etwa für Porno-Sites typischen Seitengestaltung. Nach Bildern wird gar nicht gesucht. Stichprobenweise sollen die Suchergebnisse dann von SfC-Mitarbeitern überprüft werden, bevor sie in die Ausschlusslisten wandern. Von heise online nach der Qualität derartiger Mechanismen befragt, gab SfC-Chefentwickler Ralph Krause zu, es sei nicht zu verhindern, "dass da jede Menge durchrutscht. Filter können nicht die endgültige Lösung für den Jugendschutz sein." Die Software sei auch nur ein erster Schritt.

So soll denn auch eher die angestrebte Verbreitung des Siegels den Durchbruch bringen. Eine Firma, die ihren Webauftritt mit dem "SfC-Trusted"-Logo zieren will, muss sich einer regelmäßigen Prüfung ihrer Web-Inhalte unterziehen. Außerdem sollen die "Registrierungspartner" Filtersoftware-CDs bei der SfC ankaufen und kostenlos weitergeben. Eine Mark pro CD soll auf diese Weise an die Stefanie-Graf-Stiftung "Children for Tomorrow" überwiesen werden.

Die SFC ist seit Mai eine Aktiengesellschaft, versteht sich laut Marketing-Vorstand Ulrich Ackermann aber als "gesellschaftliche Initiative mit privatwirtschaftlichem Charakter". Für ein ausgestelltes SfC-Zertifikat verlangt die Firma "je nach Größe und Frequentierung der Site zwischen 500 und 12.000 Mark", erklärte der Vorstandsvorsitzende Patrick Missling. Einen Abnehmer präsentierte die Firma bereits: Das Kinderportal 4kidz.de hat sich der "Initiative" angeschlossen. Während der Expo war eine Betaversion der SfC-Software auf acht Terminals im Youth Infotainment Forum im Probeeinsatz. Gaben die Kids Begriffe wie "Porno" oder "Rassenhass" ein, wurden sie prompt etwa zu 4kidz.de oder auch "auf kinderfreundliche Seiten wie die von Naturschutzvereinigungen" umgeleitet.

Abgesehen von den technischen Unzulänglichkeiten eines Jugendschutz-Filtersystems stellt sich die Frage, ob dererlei Maßnahmen grundsätzlich Sinn ergeben. Sie suggerieren Eltern, ihre Kinder würden sich geschützt durchs Netz bewegen. Ein Test, den c't in Ausgabe 23/2000 (ab dem 6. November im Handel) veröffentlicht, ergab, dass keines der am Markt befindlichen Systeme dieser Aufgabe gerecht wird. Filtersoftware birgt die Gefahr, dass Eltern die Aufsicht über ihre Kinder an ein Stück unvollkommene Software übergeben. (hob)