Goldene Zeiten für Internet-Portale bald zu Ende

Laut dem Marktforschungsinstitut Forrester wird die Luft für horizontale Portal-Sites dünner. Schon bald könnte das große Sterben einsetzen.

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Glaubt man dem Marktforschungsinstitut Forrester Research, so kommen auf die europäischen Portal-Betreiber schwierige Zeiten zu. In einer gerade veröffentlichten Untersuchung gehen die Analysten davon aus, dass in jedem europäischen Land auf Dauer wahrscheinlich nur zwei bis drei breit angelegte Portal-Sites überleben werden.

In Deutschland werden das laut Forrester die drei momentan führenden Portale Yahoo, T-Online und AOL sein. "Portalen in der zweiten Reihe", wie Forrester sie nennt, werde in den nächsten Jahren das Geld ausgehen. Als Beispiel für ein "zweitrangiges Portal" nennt das Institut die Firma Web.de.

Forrester interviewte 40 Marketing-Manager und Finanzdienstleister, die mit Online-Werbung zu tun haben. Die dabei gewonnenen Aussagen verglichen die Forscher mit den eigenen Forrester-AdWatch-Zahlen. Die Interview-Partner geben zurzeit 30 Prozent ihres Werbebudgets für Reklamebanner auf Portal-Sites aus, lautet ein Ergebnis der Studie. Aber die Bereitschaft, auf horizontalen, also ein breites Themenspektrum abdeckende Portalen zu werben, sinke.

43 Prozent der Interviewten glauben, Portale werden als Werbeplattformen immer uninteressanter. Um eine große Reichweite zu haben, suchen sich die Werber nur die höchstfrequentierten Portal-Sites aus. Die drei größten Portale bekommen also, so die Conclusio Forresters, überdurchschnittlich viel vom Werbekuchen ab, während auf den vom Traffic her schwächeren Angeboten immer weniger Reklame geschaltet wird. Hinzu käme, dass hinter den Portalen von T-Online und AOL umsatzstarke Provider stecken, die über eine wesentlich solidere Finanzdecke verfügten.

In Deutschland gebe es überdies einen Faktor, der in anderen Ländern längst nicht so ausgeprägt sei, nämlich die starke Webpräsenz der "Old Economy". Allein die Angebote von Spiegel Online und Focus Online würden horizontalen Portalen wie Web.de eine Menge Besucher in den konsumfreudigen Zielgruppen und damit auch Werbeerlöse abspenstig machen. So sei Focus Online nicht mal unter den Top 50 beim Traffic-Ranking, schaffe es aber locker unter die ersten 10 in Sachen Werbeerlöse.

Forresters Fazit dürfte allen Portalbetreibern außer T-Online, Yahoo und AOL bitter aufstoßen: "Player, die nicht in der Top-Liga spielen, werden früher oder später die Riesen der Branche um eine Firmenübernahme bitten, ihren Business Plan in Richtung Internet Access umschreiben, jede Menge Partner ins Boot holen müssen, oder aber sie werden einfach kollabieren." (hob)