Amazon.com entlässt 15 Prozent der Belegschaft

Amazon.com will Ende 2001 endlich in die Gewinnzone vorstoßen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden 1300 Angestellte gefeuert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 50 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Das weltgrößte Online-Unternehmen Amazon.com hat am gestrigen Dienstag nach Börsenschluss in New York den Abbau von 1300 Arbeitsplätzen oder 15 Prozent seiner Belegschaft angekündigt. Zugleich wies das Unternehmen für das vierte Quartal einen Verlust aus. Ohne die Kosten im Zusammenhang mit Übernahmen und anderen einmaligen Belastungen betrug der Verlust 90,4 Millionen US-Dollar oder 25 Cent je Aktie gegenüber einem Verlust im gleichen Quartal des Vorjahrs von 184,9 Millionen US-Dollar (55 Cents pro Aktie). Analysten hatten mit 26 Cent gerechnet. Der Umsatz stieg um 44 Prozent auf 972,4 Millionen US-Dollar.

Allerdings wuchsen die Verkäufe von Büchern, CDs und Videos in den USA gegenüber dem Vorjahr nur um 11 Prozent, während es vom vierten Quartal 1998 zum gleichen Zeitraum 1999 noch 82 Prozent waren. Das vierte Quartal sollte durch das Weihnachtsgeschäft gerade in diesem Bereich, immer noch das Stammgeschäft von Amazon, besonders gute Verkäufe bringen. Amazon.com führt dies darauf zurück, dass viele außeramerikanische Kunden im vierten Quartal 2000 in den Amazon-Filialen der jeweiligen Länder eingekauft hätten. Rechne man diese Umätze hinzu, hätte sich immerhin eine Steigerung um 24 Prozent ergeben.

Insgesamt ist das Defizit auf 545,1 Millionen US-Dollar (1,53 Dollar pro Aktie) gestiegen. Im gleichen Zeitraum des Vorjahrs waren es noch 323,2 Millionen US-Dollar (96 Cent je Aktie). Insgesamt zeigt sich Amazon allerdings hoffnungsfroh: Im vierten Quartal will das Online-Kaufhaus, das seine Wurzeln als Internet-Buchladen längst hinter sich gelassen hat, endlich schwarze Zahlen schreiben: "Auch wenn die Nachfrage der Verbraucher ein Unsicherheitsfaktor bleibt und es keine Garantien gibt, erwarten wir doch, dass Amazon.com als Ganzes im vierten Quartal dieses Jahres die Profitabilität erreicht", meinte Amazons Finanzchef Warren Jenson.

Jeff Bezos, CEO von Amazon, meinte auf der Bilanzpressekonferenz leicht grantig: "Immer wieder sind wir in den letzten fünf Jahren gefragt worden, wann Amazon.com Gewinn machen wird. Wir widerstanden der Versuchung, diese Fragen zu beantworten, weil wir dachten, das sei unverantwortlich." Für solche Ziele gebe es eben keine Garantien, aber der Fortschritt der letzten Zeit gebe Amazon.com die Zuversicht, sie nun bekannt zu geben, fügte Bezos hinzu.

Schon vor der Vorstellung der Geschäftszahlen erwarteten viele Beobachter, dass Amazon zu Entlassungen greifen wird, um die Kosten in den Griff zu bekommen – dass aber gleich 15 Prozent der Angestellten gefeuert werden, überraschte aber doch, bislang war von fünf bis zehn Prozent die Rede gewesen. Die Entlassungen erfolgen nun größtenteils in einem Verteilzentrum und einem Center für Kundensupport, die beide geschlossen werden.

Ob ausgerechnet dies nun aber die richtige Methode ist, in die Gewinnzone vorzustoßen, bezweifeln nicht nur die Mitarbeiter in den betroffenen Außenstellen, sondern auch einige Investoren. Die Ungeduld mit dem Online-Händler, dessen Chef Bezos immer betont hatte, zuvörderst gehe es um Marktanteile und erst später um Gewinne, wächst offensichtlich langsam: Im regulären Handel sackte der Kurs der Amazon-Aktie um fast 6 Prozent auf 18,94 US-Dollar. Im nachbörslichen Handel dann sackte der Kurs noch einmal um über 4 Prozent auf 18,13 US-Dollar ab. (jk)