Modernisierung der IT-Infrastruktur der NSA durch Privatfirmen

Die US-Regierung will den Auftrag für eine komplette Erneuerung der Office-Datenverarbeitung des Geheimdienstes NSA an Privatfirmen vergeben.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Die US-Regierung will den Auftrag für eine komplette Erneuerung der Office-Datenverarbeitung des Geheimdienstes NSA an Privatfirmen vergeben. Nach einem Bericht des Wall Street Journal sind die Ausschreibungsunterlagen für das Projekt "Groundbreaker" jetzt an 15 Firmen, die sich zu drei Teams zusammengeschlossen haben, herausgegangen. Der Gesamtauftrag hat ein Volumen von über fünf Milliarden US-Dollar, verteilt über die nächsten zehn Jahre. Das Ergebnis der Ausschreibung wird im Juli erwartet.

Die beteiligten Firmen, darunter auch Branchenriesen wie IBM und AT&T, müssen eine schwierige Aufgabe bewältigen: Die "Geheimhaltungskultur" und die Sicherheitsstandards haben in der NSA eine komplexe und unübersichtliche Hard- und Softwarestruktur wachsen lassen – so soll es allein 68 verschiedene E-Mail-Systeme geben, die teilweise in voneinander abgeschotteten Netzen arbeiten, berichtet das Blatt. Obwohl die Privatfirmen keinerlei Kontakt zu den geheimen Hochleistungsrechnern der NSA bekommen, in denen unter anderem die weltweite Übwerwachung der Datenkommunikation ausgewertet wird, muss trotzdem sichergestellt sein, dass sich durch die Erneuerung der Büro-Computer keine Sicherheitslücke öffnet; jeder Computer, jedes Telefon und jedes Stück Software des Groundbreaker-Projektes wird daher peinlich genau durchleuchtet.

Innerhalb des Hauses, spekuliert das Wall Street Journal, dürfte das Projekt auf diverse Widerstände stoßen. Zum einen sind die NSA-Angestellten an "ihre" Computersysteme gewöhnt und darauf trainiert, "Außenseitern" grundsätzlich zu misstrauen; zum anderen ist Software bisher in der Regel innerhalb des Hauses entwickelt worden. Die US-Regierung musste daher in diversen Gesprächen mit NSA-Bediensteten beruhigend auf die Spione einwirken und versichern, dass das Groundbreaking-Projekt keine Arbeitsplätze innerhalb der NSA gefährdet. Als psychologischer Faktor kommt hinzu, dass die Privatisierung der Modernisierung den NSA-Bediensteten deutlich vor Augen führt, dass sie den über Jahrzehnte vertretenen Führungsanspruch bei der Hard- und Software-Entwicklung verloren haben.

Trotzdem könnte das bis dato größte Outsourcing-Projekt der US-Regierung ebenso scheitern wie der Versuch in der 80er Jahren, die Computer-Infrastruktur der nationalen Luftfahrtagentur (Federal Aviation Administration (FAA) durch IBM erneuern zu lassen. Die US-Regierung brach das Projekt nach einem Verlust von 500 Millionen US-Dollar ab.

Das Grundbreaker-Programm ist Teil einer Modernisierung des Super-Geheimdienstes. Die NSA befürchtet seit einiger Zeit, im globalen Wettlauf der Informationstechnik nicht mehr mithalten zu können. Die NSA will deshalb auch über sechshundert neue Mitarbeiter rekrutieren. Die NSA sucht unter anderem Mathematiker, Computerexperten und Kryptoanalytiker. Selbstverständlich können Interessierte sich über eine eigens eingerichtete Webseite bewerben. (wst)