Internet-Buchhändler tief in roten Zahlen

Der Verlust des zweitgrößten US-Internet-Buchhändlers hat sich im zweiten Quartal 2000 gegenüber dem Vorjahresquartal mehr als verdoppelt.

vorlesen Druckansicht 38 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Christian Rabanus

Die Nummer zwei der US-amerikanischen Internet-Buchhändler, Barnes & Noble.com, an dem der deutsche Medienkonzern Bertelsmann mit 40 Prozent beteiligt ist, musste im zweiten Quartal 2000 deutlich mehr Verluste hinnehmen als im entsprechenden Vorjahresquartal. Zwar stiegen die Verkäufe in diesem Vergleichszeitraum von 38,18 Millionen US-Dollar um 76,6 Prozent auf 67,43 Millionen US-Dollar, der Verlust nach Steuern ging aber sogar noch stärker nach oben: Von 21,95 Millionen US-Dollar im zweiten Quartal 1999 kletterte er um 106,7 Prozent auf 45,37 Millionen US-Dollar; das entspricht einem Verlust von 31 Cent pro Aktie. Schuld an den gestiegenen Verlusten ist vor allem eine Schrumpfung der Gewinnspanne bei den Verkäufen von 20,2 Prozent im zweiten Quartal 1999 auf 15,5 Prozent im zweiten Quartal 2000.

Börsenalanysten war nach Veröffentlichung der Zahlen darüber enttäuscht, dass der Umsatz nicht wie erwartet 77,7 Millionen US-Dollar erreicht hat. Auch die Verkäufe des Marktführers Amazon blieben im zweiten Quartal 2000 hinter den Erwartungen zurück, mancher Börsianer sieht damit schon das gesamte Konzept des E-Commerce in Frage gestellt. "Der Umsatz ist schwach, und zwar in allen Bereich des E-Commerce", kommentierte Dan Ries, Analyst bei der Investmentgesellschaft C. E. Unterberg, Towbin, die Zahlen von Barnes & Noble.com gegenüber dem Wirtschaftsdienst Bloomberg. "Es sieht nicht so aus, dass die Leute in dem Maße online einkaufen, wie wir das erwartet hatten." Die Folge dieser Erkenntnis sind sinkende Aktienkurse: Das Wertpapier von Barnes & Noble.com erreichte seinen Höchstpreis im Oktober des letzten Jahres mit 23,50 US-Dollar. Mittlerweile kostet es nur von 5,13 US-Dollar. Einen ähnlichen Kursverfall musste Amazon hinnehmen: Seine Aktien kosteten im Dezember des letzten Jahres einen Höchstpreis von 113 US-Dollar, jetzt sind sie für 30,13 US-Dollar zu haben.

Wann die Online-Reseller mit ihrem Geschäft wirklich Geld verdienen werden, steht noch in den Sternen. Bei den Internet-Firmen selbst ist man natürlich optimistisch: Dass Amazon mit seinem operativen Geschäft im Buch-, Musik- und Video/DVD-Bereich in den USA im letzten Quartal erstmals einen kleinen Gewinn erwirtschaften konnte, feierte Amazon-Chef Jeff Bezos als Trendwende – wenngleich das bisschen Gewinn von Verlusten in anderen Bereichen mehr als aufgefressen wurde. Auch bei Barnes & Noble.com sieht man sich trotz der schlechten Zahlen auf dem richtigen Weg: Schon in 24 Monaten will man sich in die Gewinnzone gewirtschaftet haben. Ob das realisierbar ist, wird sich zeigen. (chr)