Britischer Provider lässt Adblocker-Pläne fallen

Der Mobilfunk-Carrier hatte mit seinem Test in der Branche für Aufruhr gesorgt. Durch die Netzneutralitäts-Entscheidung der EU-Regulierer war das Modell hinfällig.

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Britischer Provider lässt Adblocker-Pläne fallen
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Von
  • Torsten Kleinz

Der britische Mobilfunk-Provider Three hat die umstrittenen Pläne zur Filterung von Werbung aus dem Datenstrom seiner Kunden laut Medienberichten fallen gelassen. Wie das Branchenmagazin Marketing Week berichtet, erklärte der Three-Manager Tom Malleschitz, dass sein Unternehmen entsprechende Pläne fallen gelassen habe. Three hat in Großbritannien neun Millionen Mobilkunden und weitere Niederlassungen in Italien und anderen europäischen Ländern.

"Wir glauben nicht mehr, dass Adblocking die Lösung ist", sagte Malleschitz demnach auf einer Fachkonferenz in London. Zwar hätten 86 Prozent der Kunden bei einem einwöchigen Testlauf im Juni positive Rückmeldung gegeben. Dennoch wolle man den Ansatz nicht mehr weiterverfolgen. So betonte der Manager, dass der Vorstoß viele andere Marktteilnehmer und auch die Aufsichtsbehörde Ofcom irritiert habe.

Grund für den Stopp des Projekts dürften auch die Netzneutralitätsregeln sein, die das Gremium Europäischer Regulierungsstellen für elektronische Kommunikation (Gerek) Ende August verkündet hatte. Hierin wurden netzseitige Adblocker ausdrücklich als unzulässig eingestuft. Zudem schließen immer mehr Websites Adblocker-Nutzer von ihrem Angebot aus.

An seiner Zusammenarbeit mit dem Filterhersteller Shine will Three dennoch festhalten – allerdings soll die Zusammenarbeit wohl in eine entgegengesetze Richtung gehen. So kündigte Malleschitz an, dass er den Kunden bessere und relevantere Werbung zeigen wolle. Das deutet daraufhin, dass der Provider einen eigenen Werbemarktplatz eröffnen will, bei dem die Kundendaten genutzt werden sollen, Werbung zielgenauer auszuspielen. Solche Angebote machen US-Mobilfunkprovider der Werbeindustrie bereits seit einigen Jahren. Ein ähnliches Projekt namens Phorm war in Großbritannien aber bereits 2009 aus Datenschutzbedenken gescheitert. (jo)