Mobile Payment: Telekom stellt MyWallet ein

Nach dem Aus von Clickandbuy stellt die Telekom in Deutschland auch ihre Bezahl-App MyWallet ein. Zuletzt war die ohnehin nur noch für die Verwaltung von Kundenkarten oder Tickets zu gebrauchen.

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NFC

(Bild: dpa, Michael Kappeler/Archiv)

Lesezeit: 3 Min.

Die Telekom nimmt ihre mobile Geldbörse MyWallet in Deutschland vom Markt. Bis Ende des Jahres werde der Dienst eingestellt, erklärte eine Sprecherin gegenüber heise online und bestätigte einen Bericht der Lebensmittelzeitung. Derzeit werden demnach die Kunden über die Einstellung informiert, zum Jahresende soll die App dann deaktiviert werden.

Ende April hatte die Telekom bereits ihren Online-Bezahldienst Clickandbuy eingestellt. Das hatte auch Auswirkungen auf die deutschen Nutzer von MyWallet, denn die virtuelle Debitkarte für Zahlungen mit MyWallet lief über Clickandbuy. Damit war MyWallet seiner zentralen Funktion beraubt. Verhandlungen mit der Targo-Bank führten nicht zu einer Ersatzlösung. Im Moment lassen sich mit der App noch Kunden- und Rabattkarten oder Tickets verwalten. Die MyWallet-Dienste in anderen Telekom-Ländern wie Polen sind von der Einstellung nicht betroffen.

Die Telekom hatte MyWallet im Herbst 2012 zunächst in Polen gestartet und war 2014 mit dem Dienst auch nach Deutschland gekommen. Doch habe sich der Markt "langsamer entwickelt als wir angenommen haben", erklärte die Sprecherin. Insgesamt sei die Nachfrage bei den Kunden in Deutschland "verhalten" gewesen. "Unsere Kundenzahlen lagen im niedrigen fünfstelligen Bereich. Daher sind wir zu dem Schluss gekommen, uns in Deutschland aus diesem Marktsegment zu verabschieden."

Für das Bezahlsystem hatte sich der Netzbetreiber für die Variante mit einer speziellen SIM-Karte entschieden. Wer MyWallet nutzen wollte, bekam von der Telekom eine neue SIM-Karte, auf der Zahlungsinformationen in einem gesondert abgesicherten Bereich ("Secure Element") gespeichert werden. Bei Transaktionen werden die Kartendaten aus diesem Sicherheitsbereich ausgelesen.

Ein alternatives Verfahren verzichtet auf das Secure Element: Bei dem Host Card Emulation (HCE) genannten System sind die Zahlungsdaten beim Anbieter des Zahlungsdienstes gespeichert. Der Bezahlvorgang selbst wird zwischen Smartphone und Bezahlterminal mit einem einmaligen Token abgewickelt und erst beim Anbieter mit den echten Kartendaten verknüpft. So werden beim Bezahlen mit der Nahfunktechnik NFC keine echten Kartendaten ausgetauscht. Dieses Verfahren wird von Android und Windows 10 unterstützt.

Die Entscheidung für das Secure Element hatte die Telekom im Hinblick auf Sicherheit und Kundenfreundlichkeit getroffen, erklärt das Unternehmen. Angesichts der zunehmenden Unterstützung von HCE in der Branche bezweifeln die Bonner inzwischen, "ob sich die SIM-basierte Lösung als Standard durchsetzen wird". Auch seien sich die Banken nicht einig, welche Technik sie bevorzugen.

(vbr)