ICANN-Treffen: Scharfe Töne zur Auktion der Top Level Domain .web

Beim Geld hört Freundschaft auf. 130 Millionen US-Dollar blechte VeriSign als "heimlicher Sponsor" für die Domain .web. Jetzt eskaliert der Streit, ob das den ICANN-Regeln entsprach.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 23 Kommentare lesen
ICANN-Treffen: Scharfe Töne zur Auktion der Top Level Domain .web

Seit dem 3. November und bis zum 9. November tagt die ICANN im indischen Hyderabad.

(Bild: icann.org)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert

Auf dem Treffen der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) sind die Registrybetreiber VeriSign und Afilias am heutigen Dienstag in Hyderabad aneinander geraten. Afilias meint nämlich, bei der Vergabe der Top Level Domain .web hätten VeriSign und Nu Dot Com gegen die Regeln der Netzselbstverwaltung verstoßen. VeriSign lässt sich das nicht gefallen.

Hintergrund ist, dass 130 Millionen der 135 Millionen US-Dollar, die Nu Dot Com für den Zuschlag von .web berappte, von VeriSign kamen. Das wurde nach der öffentlichen Auktion der begehrten Adresszone Anfang August offenbar, als VeriSign sein finanzielles Engagement offiziell bekannt gab. Bereits vor der Versteigerung hatten die sechs Mitbewerber Lunte gerochen. Ein Versuch des Mitbewerbers Donuts, die öffentliche Auktion per einstweiliger Verfügung zu stoppen, schlug aber fehl.

Afilias-Vorstandsvorsitzender Jonathan Robinson rief den Vorstand und die Selbstverwaltungsgremien der privaten Netzverwaltung dazu auf, die .web-Auktion nicht gelten zu lassen. Das neue TLD-Verfahren sei eigens entwickelt worden, um zu verhindern, dass der Zuschlag für solche Namenszonen einfach weiterverkauft, übertragen oder überlassen werde. Zudem dominiere VeriSign als .com und .net-Betreiber ohnehin den Markt. Gerade .web galt viele Jahre als möglicherweise aussichtsreichster Konkurrent für .com.

Zwei VeriSign-Manager traten in Hyderabad Robinson entgegen und bezichtigten Afilias der Heuchelei. Es gehe dem Mitbewerber keineswegs um die Einhaltung der ICANN-Regularien, sondern letztlich nur um den eigenen Profit. Das Unternehmen wies die Anschuldigung zurück, es habe Anteile oder Managementverantwortung von Nu Dot Co übernommen. Wie andere Bewerber habe Nu Dot Co eine Registry verpflichtet und VeriSign habe finanzielle Unterstützung im Falle des Zuschlags zugesagt. VeriSign werde also lediglich Backend-Registry. Tatsächlich haben viele Bewerber der rund 1900 neuen Zonen Verträge mit Backend-Registries abgeschlossen, doch die wurden regelmäßig bereits in den Bewerbungen genannt.

VeriSign-Vizepräsident Pat Kane sagte, Nu Dot Co, VeriSign, Donuts, Afilias und alle anderen .web-Bewerber verfolgten allesamt ihre Geschäftsinteressen und hätten dabei eben unterschiedliche Strategien. "Wie ich das sehe, haben wir uns an das Applicant Guidebook der ICANN gehalten." Afilias wolle ledglich selbst .web übernehmen, denn das Unternehmen hatte die zweithöchste Summe geboten – oder es wolle doch wenigstens die beträchtliche Auktionssumme unter den Mitbewerbern aufgeteilt sehen, anstatt sie der ICANN zukommen zu lassen.

Weil Nu Dot Co im Sommer kurzfristig eine "private Auktion" verweigert hatte, bei der die Auktionsgebühren unter den sieben Bewerbern aufgeteilt worden wäre, durfte die ICANN den Erlös der "öffentlichen Auktion" einstreichen. Über die Verwendung dieser Auktionserlöse wird gesondert entschieden, sie fließen nicht in den normalen Haushalt der ICANN. Trotzdem ist das eine Menge Geld, das wie Kane selbst ganz selbstlos unterstrich, dem Internet als ganzem zu Gute kommen soll. Die ICANN-Spitze wies zunächst trotz vieler Fragen eisern jede Frage zurück, weil der Fall noch geprüft wird. (anw)