Gendatenbank: Sind Krankheiten mit einer Million Genomen vorhersagbar?

Erbgutentschlüsseler Craig Venter hat sein nächstes Giga-Projekt: Er will DNA-Informationen mit den Gesundheitsdaten von einer Million Patienten verknüpfen. Das Ziel ist eine individuelle Beratung.

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Das Genom ist nicht genug

Noch ist die Idee, Krankheiten gemäß der Gene gezielt zu bekämpfen, meist Zukunftsmusik.

(Bild: Patrick Kyle)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Arlene Weintraub
  • Inge Wünnenberg

Es wird verkauft wie ein Ausblick auf das persönliche Schicksal: Die kalifornische Firma Human Longevity Inc (HLI) bietet zahlungskräftigen Kunden einen besonderen Service an. Für 25.000 US-Dollar erhalten Interessierte einen Hightech-Gesundheitscheck inklusive Ganzkörper-MRT, 4D-Herzultraschall, Herzrhythmusüberwachung und einer Analyse des kompletten Erbguts. Im Jahr 2000 hat die Sequenzierung des ersten Genoms Genpionier Craig Venter rund 100 Millionen Dollar gekostet, heute werden dafür nur noch rund 2000 Dollar veranschlagt. Unternehmungen wie Venters HLI sehen daher nun eine realistische Chance für die seit Längerem angekündigte Precision Medicine, wie Technology Review in seiner Dezember-Ausgabe (jetzt am Kiosk und im heise shop erhältlich) berichtet.

Craig Venters Ziel ist es, "künftig Erkrankungen aufgrund des genetischen Codes bereits vor ihrem Ausbruch vorhersagen zu können". Dafür sollen im Laufe der nächsten zehn Jahre mindestens eine Million Genome sequenziert werden. Um aber am Ende belastbare Zusammenhänge zwischen Genen und Krankheiten herstellen zu können, werden weitere Informationen benötigt: Daten über Umweltfaktoren, das Verhalten, medizinische Untersuchungen und individuelle Arzneimittelreaktionen.

Andere Projekte arbeiten ganz ähnlich. Zu ihnen zählen US-Präsident Barack Obamas 2016 ins Leben gerufene Precision Medicine Initiative oder das amerikanische Million Veteran Program. Doch unumstritten sind solche Konzepte nicht. Datenschützer wie der deutsche IT-Experte Bernhard Scheffold fürchten, dass die verschlüsselt in den riesigen Datenbanken gesammelten Informationen nicht so sicher sind, wie Forscher, Unternehmen und Politiker glauben machen wollen.

Mehr zu dem Thema lesen Sie in der neuen Ausgabe von Technology Review (im gut sortierten Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich). (inwu)