Raumfahrt ist für Trump Mittel zum militärischen Zweck

Für die US-Raumfahrt möchte Donald Trump mehr Geld ausgeben. Damit sollen die USA ihre Tötungskraft im Kampf verstärken und die Spionage ausbauen. Neue Waffensysteme sollen einer Bedrohung durch China und Russland gegenwirken.

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US-Flagge, im Hintergrund startende Rakete
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Die Verteidigung hat Trump zur obersten Priorität seiner Präsidentschaft erklärt. Zur Raumfahrt hat sich der designierte US-Präsidenten Donald Trump im Wahlkampf widersprüchlich geäußert: "Ehrlich gesagt glaube ich, dass die NASA wunderbar ist!", sagte Trump online Ende Juli, um das Raumfahrtprogramm wenige Tage später in Florida als "wie das einer Dritten-Welt-Nation" zu kritisieren.

Jeff Foust, Spacenews

(Bild: Daniel AJ Sokolov / heise online )

c't fragte Jeff Foust, einen der profiliertesten Raumfahrt-Journalisten der USA, wie es mit der US-Raumfahrt unter Trump weitergehen wird. "Wenn Sie es wissen, sagen Sie es mir", sagte Foust, "Viele Leute versuchen gerade, das herauszufinden. Aber das bringt zur Zeit nichts. Ich glaube, Trump hat darüber noch nicht viel nachgedacht."

Erst Mitte Oktober fügte Trump seinem Team einen Raumfahrtberater hinzu. Er heißt Robert Walker und war einst Vorsitzender des Raumfahrtausschusses im Repräsentantenhaus. In einem Beitrag für Fousts spacenews.com äußerte sich Walker gemeinsam mit einem anderen Trump-Berater, dem Wirtschaftsprofessor Peter Navarro, zum Thema.

"Aber es ist nicht klar, ob sie eine Rolle [in der Ausarbeitung der Raumfahrtpolitik] spielen werden", warnte Foust davor, deren Aussagen auf die Goldwaage zu legen. Überhaupt könne es sein, dass manche Teile der Wahlkampagne "nicht mit dem übereinstimmen, was hinter den Kulissen abläuft."

Diese Warnung vorausgesandt, hat sich c't angesehen, was Trump und seine Berater vor dem Wahltag gesagt haben. Als spacenews.com schriftlich nach Trumps Prioritäten für das militärische Raumfahrtprogramm gefragt hatte, antwortete die Trump-Kampagne: "Wir sollten uns darauf konzentrieren, sicherzustellen, dass wir unsere Tödlichkeit im Kampf verstärken, besser über die jeweilige Situation Bescheid wissen, und unsere Aufklärungsfähigkeiten ausbauen. Wir müssen auch garantieren, dass unser Frühwarnfähigkeiten stark bleiben, und dass wir im Krieg wie im Frieden kommunizieren und navigieren können." Im zivilen Bereich hingegen wolle er die Prioritätensetzung dem Parlament überlassen.

Auf den hier abgebildeten Herrn werden die meisten Wahlmännerstimmen entfallen.

(Bild: Daniel AJ Sokolov )

Da überrascht es nicht, dass Walker und Navarro sich in ihrer Schilderung von Trumps Raumfahrtprogramm auf die militärische Seite konzentrierten. Sie kritisierten eine "signifikante Unterfinanzierung" des US-Raumfahrtprogramms und einen Mangel einer "strategischen Vision". China und Russland würden hingegen militärisch orientierte Initiativen im Weltall vorantreiben.

Eine Trump-Regierung werde sowohl das zivile als auch das militärische Raumfahrt-Budget "signifikant vergrößern", versprachen seine Berater. Sie werde "den Weg für neue Technik ebnen, die das Potenzial hat, Kriegsführung zu revolutionieren." Dabei soll "verstärkte Koordination zwischen [der Militärforschungsbehörde] DARPA, der NASA und der privaten Hand sicherstellen, dass die USA ihren [deutlichen technologischen Vorsprung] wahren".

Weil inzwischen jede militärische Gewaltausübung von Überwachung, Aufklärung und Kommunikation aus dem Orbit abhängig sei, hätten es Chinesen und Russen auf die US-Satelliten abgesehen. Gegenmittel seien Flotten von Mikrosatelliten, die schwerer anzugreifen seien. Roboter würden diese Mikrosatelliten in der Umlaufbahn warten und betanken.

Bei einer anderen Gelegenheit schilderte Walker neun Punkte. Darin enthalten ist die Entwicklung neuer Überschallwaffen sowie eine Verschiebung von NASA-Budgets weg von Geowissenschaften hin zu Missionen außerhalb des Sonnensystems. Die Geowissenschaften sollten zur National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) wandern.

Als Zusatzziel ("stretch goal") nannte der Trump-Berater die bemannte Erforschung des Sonnensystems über den Mars hinaus noch in diesem Jahrhundert. Davor könnten Astronauten wieder den Mond ansteuern, was die NASA derzeit nicht vor hat. Der Betrieb in niederen Erdumlaufbahnen (LEO) solle indes privatisiert werden. Ähnliches geht auch aus einer Pressemitteilung von Ende Oktober hervor.

Viel wird davon abhängen, welche Personen Trump an den Schaltstellen positioniert, darunter der Verteidigungsminister und der Luftwaffen-Staatsekretär, und wie das US-Parlament das Budget gestaltet. Hier bringen sich traditionell Abgeordnete aus Staaten mit raumfahrtbezogener Wirtschaft besonders ein, um "ihren" Firmen das Geschäft zu sichern.

Bei der Besetzung hoher Ämter ist Trump auf die Zustimmung des US-Senats angewiesen, die trotz republikanischer Mehrheit keineswegs durchgehend garantiert ist. Dazu kommen Tausende mittlere Verwaltungsmanager, die der Präsident eigenständig ernennt. Das dauert. Und weil die Raumfahrt bislang kaum eine Rolle in Trumps junger politischer Karriere gespielt hat, könnten noch viele Monate vergehen, bis sich abzeichnet, in welche Richtung die Reise ins All geht.

Damit wäre der Milliardär in guter Gesellschaft. "Auch Barack Obama hat nach seinem Amtsantritt Anfang 2009 den neuen NASA-Leiter erst im Mai nominiert", erinnerte Foust im Gespräch mit der c't. Es war der General und ehemalige Astronaut Charles Bolden, der dann nach Perlustrierung und Genehmigung durch den Senat am 17. Juli 2009 sein neues Amt antreten durfte.

Dieser Artikel ist Teil einer Serie zur Lage nach den jüngsten Wahlen in den USA. c't trifft dazu in der US-Hauptstadt Washington, DC, Experten mit unterschiedlichen Einstellungen und Arbeitsgebieten. Die Gesprächspartner vertreten dabei ihre persönliche Meinung, nicht die einer Organisation der sie unter Umständen angehören.

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(ds)