Linux in München: Opposition im Stadtrat will bei LiMux bleiben

Im Münchner Stadtrat sprechen sich vor allem Grüne und Piraten dafür aus, dem Pinguin die Stange zu halten. Der IT-Experte der CSU kann sich dagegen vorstellen, auf den Arbeitsplatzrechnern zu Microsoft zurückzukehren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1041 Kommentare lesen
Linux in München: Opposition im Stadtrat will bei LiMux bleiben
Lesezeit: 3 Min.

Die Empfehlung des Beratungshauses Accenture für die Münchner Verwaltung, auf Raten aus dem Linux-basierten Client LiMux auszusteigen und auf eine "leistungsfähige" Windows-Umgebung zu wechseln, kommt vor allem bei der Opposition im Stadtrat nicht gut an. Der grüne Fraktionsreferent Philippe Louis erklärte gegenüber heise online: "Wir wollen keine Rolle rückwärts zu Microsoft." Eine solche Kehrtwende drohe die IT nur richtig lahm zu legen und nähme erneut viel Zeit und Energie in Anspruch.

"Wir halten an Linux fest", betonte Louis. Die bahnbrechende rot-grüne Entscheidung für das freie Betriebssystem 2003 sei absolut richtig gewesen. Dass einige Beschäftigte nach wie vor unzufrieden mit LiMux seien, liege offenbar vor allem daran, dass sie mit Libre Office nicht ganz zurechtkämen. Dies spreche aber nicht gegen die Open-Source-Migration an sich. Generell wollten auch die Grünen eine Lösung, "mit der die Leute arbeiten können".

"Der ganze Frust an der IT in der Stadt richtet sich gegen LiMux", berichtete der den Piraten angehörende Stadtrat Thomas Ranft heise online. Der Client und das darunterliegende System würden ständig fälschlich zum Prügelknaben gemacht. "Wenn wir das jetzt zurückdrehen würden, reichten die von den Beratern veranschlagten 19 Millionen Euro aber vorn und hinten nicht aus", gab der Volksvertreter zu bedenken. Ein solcher "Schmarrn" mache ökonomisch, politisch und strategisch keinen Sinn. Sinnvoller sei es, die IT-Verantwortlichkeiten in einem eigenen Referat mit parlamentarischem Antragsrecht zu bündeln.

Die schwarz-rote Koalition will sich angesichts des 450 Seiten starken Gutachtens und der umfangreichen Stellungnahmen dazu aus einzelnen Verwaltungsabteilungen noch nicht auf den weiteren Kurs festlegen. "Wir sind mitten in den Beratungen", sagte der IT-Experte der CSU-Fraktion, Otto Seidl, heise online. "Wir werden LiMux wahrscheinlich nicht aufgeben", ließ er weiter durchblicken. "Das geht ja auch nicht so schnell."

Er persönlich könne sich aber vorstellen, "auf den Arbeitstationen zu Microsoft" zurückzukehren und Linux nur auf den Servern beizubehalten, meinte Seidl. Fakt sei, dass die IT funktionieren müsse. Die Christsozialen hatten schon einmal einen Antrag eingebracht, zumindest auf Laptops wieder Windows zu installieren.

Ein Sprecher von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) erklärte gegenüber heise online, dass das Hauptaugenmerk des Gutachtens und des weiteren Vorgehens "auf der künftigen Organisationsstruktur für die städtische IT liegt, wobei nun vor allem auch das Szenario eines IT-Steuerungsreferats mit IT-Service-GmbH vertieft untersucht werden soll". Dieser Ansatz sei dem Vorschlag der Berater gegenüberzustellen, ein eigenes IT-Referat zu schaffen.

Die Expertise hat nach Ansicht Reiters auch ergeben, dass das Betriebssystem "nicht der entscheidende Punkt" bei den Problemen der städtischen IT sei, weiß die "Süddeutsche Zeitung". Der Rathauschef hatte in seinen Anfangszeiten vor über zwei Jahren noch gegen LiMux gewettert und sich als "Microsoft-Fan" darstellen lassen. Die SPD-Fraktion hat der Verwaltung derweil den Auftrag mit auf den Weg gegeben, zumindest schon einmal die Lizenzgebühren für einen aktuellen Windows-Client für verschiedene Einsatzszenarien auszuloten. (jo)