BND: "Armeen bilden Hackersoldaten aus"
Anlässlich einer Tagung des Bundesnachrichtendienstes BDD warben BND und Bundeswehr für die informationstechnische Aufrüstung der Bundesrepublik.
Anlässlich einer Tagung des Bundesnachrichtendienstes BDD warben BND und Bundeswehr für die informationstechnische Aufrüstung der Bundesrepublik. "Die Nachrichtendienste interessieren sich für die neuen Technologien, Armeen bilden Hackersoldaten aus", sagte der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), August Hanning, laut dpa am Donnerstag auf einem Symposium zum "Information Warfare" in Pullach bei München. Auch die NATO stellt sich nach Angaben eines Sprechers verstärkt auf die elektronische Kriegsführung via Internet ein.
Hanning sagte, Staaten setzten Computerviren oder andere Internetschädlinge ein, um die Systeme anderer Länder lahm zu legen oder auszuspionieren. "Computerviren werden immer mehr Bestandteil von zwischenstaatlichen Auseinandersetzungen." Der Herausforderungen der Informationstechnologie könne nur durch "Einspannung aller staatlichen Kräfte" begegnet werden. Hacker-Angriffe seien zu einem globalen Problem von außen- und sicherheitspolitischer Bedeutung geworden.
Walter Jertz, Pressesprecher der NATO im Kosovo-Konflikt und Drei-Sterne-General der Bundeswehr, sagte, das Militär messe der Informationstechnik und aus ihr resultierenden Sicherheitsschwierigkeiten eine hohe Bedeutung zu. "Das Täuschen und Manipulieren von Daten und Informationen mit Computern ist ein Teil der psychologischen Kriegsführung geworden." Jertz bezeichnete die Kosovo-Auseinandersetzung als ersten Konflikt, der auch im Internet ausgetragen worden sei. Zu Beginn des Krieges habe die "serbische Propaganda 10.000 E-Mails auf die Computer der Nato geschickt", um die NATO-Systeme zu blockieren. "Wir hatten für mehrere Stunden kein Internet und konnten nicht über das Netz arbeiten", sagte Jerzt.
Die Diskussion um ein "elektronisches Perl Harbour" ist mit mehreren Jahren Verzögerungszeit aus den USA nach Deutschland geschwappt. Seit 1997 diskutiert eine interministerielle Arbeitsgruppe die Verwundbarkeit so genannter "kritischer Infrastrukturen" der Bundesrepublik durch elektronische Angriffe. Ein nicht autorisierter Zwischenbericht dieser Arbeitsgruppe vom Dezember letzten Jahres wird auf diversen Seiten im Internet gespiegelt. Ende Februar hatte eine von Bundesinnenminister Otto Schily einberufene Arbeitsgruppe einen ersten Bericht zur "Gefährdungspotentialen kritischer Infrastruktur vorgelegt". Kritiker, wie etwa die US-Bürgerrechtsorganisation EPIC, halten die Gefahr der elektronischen Kriegsführung für maßlos übertrieben. Sie werfen Militär und Rüstungsindustrie vor, sie wollten mit Hilfe von Horrorszenarien das Geschäft künstlich ankurbeln. (wst)