DAB adé: Schweizer Digitalradio auf DAB+ umgestellt

Für viele Hörer in der Schweiz bleiben die Lautsprecher ihres Digitalradios stumm: Die Programme werden nicht mehr mit DAB ausgestrahlt. Die Sender nutzen jetzt DAB+. Auf UKW und Kabel sowie im Internet bleibt alles beim Alten – noch.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 87 Kommentare lesen
Rot-beiges Radio
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Tom Sperlich

In der Schweiz wurden am Dienstag die Karten beim Digitalradio neu gemischt: Mit dem Umstieg von DAB auf DAB+ wurden Sendeplätze neu belegt und neue Sender aufgeschaltet. Die Sender stellen den DAB-Betrieb ein und steigen auf DAB+ um. Über Antenne ist der Radioempfang nun nur noch mit DAB+ oder auf UKW-Frequenzen möglich.

Philcos drahtlose Radio-Fernsteuerung kam 1939 auf den Markt. Sie kostete mehr als ein durchschnittliches Monatsgehalt.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Doch auch für Abschaltung der UKW-Sender gibt es schon konkrete Zeitpläne. Ab 2020 werden die UKW-Sender in der Schweiz sukzessive abgestellt und bis 2024 soll die analoge Radioausstrahlung auf UKW ganz verschwunden sein. Das schweizerische Notsendernetz wird aber weiterhin UKW nutzen, wie der Tages-Anzeiger berichtet. UKW sei in unterirdischen Schutzräumen besser zu empfangen.

Die SRG SSR (Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft) verbreitet seit 1999 ihre Programme über DAB. Seit vier Jahren senden die öffentlichen Sender der SRG ihre neun digitalen Hörfunkprogramme im Parallelbetrieb auch über DAB+. Durch die steigende Anzahl digitaler Radiosender entstanden Kapazitätsprobleme, weshalb jetzt auf das modernere DAB+ umgestellt werden müsse, teilt die Sendeanstalt mit. Dank der besseren Kodierungsverfahren könnten mit DAB+ bis zu doppelt so viele Sender in besserer Qualität übertragen werden.

Mittlerweile strahlen nahezu alle Radiosender des Landes auch in DAB+ aus, womit das schweizerische DAB+-Angebot aus derzeit fast 100 Sendern besteht. Die SRG schätzt, dass in der Schweiz noch ein bis zwei Prozent der digitalen Empfangsgeräte mit der älteren Empfangstechnologie DAB in Betrieb waren. Oft haben diese einen UKW-Empfänger, lassen sich also entsprechend weiternutzen. Teilweise sind sie via DAB+-Adapter auch aufrüstbar. Andernfalls bleibt den Besitzern dieser Geräte nur ein Neukauf übrig.

Rund ein Viertel der Radiohörer in der Schweiz nutzen DAB+, sagte der Leiter der SRG SSR in der Deutschschweiz, Rudolf Matter, im Sommer der FAZ. Nahezu das ganze Land werde mit DAB+ versorgt. Bis 2018 will die schweizerische Bundesverwaltung rund zweihundert Nationalstraßentunnel nachrüsten, um auch dort DAB+-Programme empfangbar zu machen.

In Deutschland wollte das Land Rheinland-Pfalz DAB+ durch eine Novelle des Telekommunikationsgesetzes vorantreiben. Verkauf und Vermietung von Radios, die "den Programmnamen sowie programmbezogene Zusatzdienste anzeigen können", aber keinen Digitalempfang bieten, sollten ab 2019 illegal sein. Dazu dürfte es vorerst aber nicht kommen.

"Angesichts der bereits zu beachtenden umfangreichen Anforderungen steht die Bundesregierung weitergehenden Regelungen zurückhaltend gegenüber", schreibt das Bundeswirtschaftsministerium in seiner Gegenäußerung. Das macht eine Beschlussfassung des Vertriebsverbots politisch unwahrscheinlich. (vbr)