Ex-BND-Präsident: Die größten Hacker sind Staaten

"Die meisten Angriffe auf IT-Systeme haben einen staatlichen Hintergrund", meint der frühere BND-Chef Gerhard Schindler. Snowden hält er für einen Verräter, der sich freiwillig in die Hände Putins begeben habe.

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Internet- und Computernutzer werden vor allem von gut ausgerüsteten Hackern ausgespäht, die im Regierungsauftrag handeln. Davon geht zumindest der vormalige Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Gerhard Schindler, aus. "Die meisten Angriffe auf IT-Systeme haben einen staatlichen Hintergrund", sagte der jetzige Unternehmensberater in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung steige aber auch die Anzahl Krimineller, "die als professionelle Hacker spionieren, sabotieren oder schlichtweg IT-Schlupflöcher für Erpressungen nutzen". Viele dieser Vorgänge versuchten die Betroffenen aus Angst vor Imageverlust unter den Teppich zu kehren.

Im Umfeld der BND-NSA-Affäre nach den Enthüllungen Edward Snowdens und deren Untersuchung durch den einschlägigen Geheimdienst-Ausschuss des Bundestags geriet Schindler seit 2013 verstärkt unter Druck und musste im Sommer seinen Hut nehmen. Säuerlich reagierte Schindler darauf, dass Snowden spätestens mit dem Kinofilm über den NSA-Whistleblower von Oliver Stone in Teilen der Bevölkerung als Held verehrt werde. Er wirft dem Enthüller vor, die USA "verraten" und "Gesetze gebrochen" zu haben. Dafür gebe es keine Rechtfertigung. Für das FDP-Mitglied ist damit klar: "Snowden ist ein Straftäter, über den amerikanische Gerichte zu urteilen haben."

Ferner hält es Schindler für "unvertretbar", dass sich Snowden "freiwillig in die Hände Russlands begeben" habe. "Das hätte er nicht machen müssen. Er hat auch andere Alternativen gehabt", glaubt der Oberleutnant der Reserve. "So ist die Gefahr groß, dass er zum Spielball internationaler Interessen wird." Der Whistlebower selbst, der für den Ex-Geheimdienstler "eher eine tragische Figur" ist, sieht das ganz anders. Zuvor hatte der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, im Juni von einer "hohen Plausibilität" gesprochen, dass der Enthüller ein "Agent von russischen Diensten ist".

Verständlich erscheint Schindler grundsätzlich die Sorge der Bürger, von einem Staat "engmaschig überwacht zu werden". Gefahren wie Terrorismus könne man aber nur entgegentreten, "wenn Nachrichtendienste Informationen sammeln können, die auch digitale Spuren beinhalten". Der BND habe dabei zumindest stets versucht, "gezielt vorzugehen und Daten mit einem klar definierten Auftrag zu speichern".

Jeder Handy-Nutzer gebe freiwillig und zum Teil aktiv Dritten heute täglich mehr Daten preis, als der deutsche Dienst je erheben könnte. Im BND selbst kochte zu Schindlers Zeit aber ein Streit über massenhafte Überwachung hoch. (jk)