Linux-Distribution: Das ist neu bei Fedora 25

Bei der neuen Version beginnt Fedora den Umstieg auf den designierten X11-Nachfoger Wayland. Neu dabei sind auch Raspi- und MP3-Support sowie eine aktuelle und breite Software-Ausstattung.

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Linux-Distribution: Das ist neu bei Fedora 25
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Das Fedora-Projekt hat die Version 25 seiner Familie von Linux-Distributionen veröffentlicht. Aushängeschild ist nach wie vor die Workstation Edition, bei der es eine seit vielen Jahren vorbereitete Neuerung gibt: Diese Fedora-Variante erstellt seine Bedienoberfläche nicht mehr mit Hilfe von X11-Protokoll und X-Server, sondern nutzt dazu jetzt Wayland Display Architecture. Die anderen Varianten der Fedora-25-Familie nutzen indes nach wie vor einen X-Server.

Die neueste Fedora-Ausgabe bringt zudem Unterstützung für MP3-Dateien, die aus Angst vor Klagen durch Patentinhaber bislang außen vor blieb. Ferner läuft die Distribution nun auch von Haus aus auf dem Raspberry Pi 2 und 3. Details zu diesen und vielen weiteren Neuerungen liefert eine ausführliche Bilderstrecke:

Fedora 25 (31 Bilder)

Die Fedora 25 Workstation Edition gibt seine Bedienoberfläche nicht mehr über einen X-Server von X.org aus, sondern erledigt das jetzt mit Hilfe der Wayland Display Architecture selbst. Die als Hauptausführung von Fedora angesehene Fedora-Variante ist damit die erste Mainstream-Distribution, die den designierten X11-Nachfolger standardmäßig nutzt.

Ein im Wayland-Modus laufendes Gnome hat sich auf den zwei vom Autor tagtäglich verwendeten Systemen seit mehreren Monaten als alltagstauglich erwiesen – sowohl unter Fedora 24 als auch unter Vorabversionen der neuen Version. Das Aussehen unterscheidet sich dabei nicht vom Betrieb unter einem X-Server. Wayland verspricht allerdings, sicherer zu arbeiten und moderne Anforderungen besser zu erfüllen. Anders als X11 schottet es Anwendungen voreinander ab, damit nicht irgendein Programm die Tastatureingaben und die Inhalte eines Browsers abgreifen oder modifizieren kann, in dem der Anwender gerade seine Bankgeschäfte erledigt.

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Bezugsquellen

Die Workstation-, Server- und Atomic-Editionen des neuen Fedora gibt es auf der Haupt-Downloadseite des Fedora-Projekts. Eine zweite Download-Seite listet die "Spins" genannten Ausführungen, die standardmäßig Cinnamon, KDE Plasma, Lxde, Mate oder Xfce als Desktop-Oberfläche verwenden. Eine dritte Download-Seite hält die "Labs" bereit, die Software-Zusammenstellungen für bestimmte Einsatzzwecke bereitstellen. Proprietären Software wie Nvidias Grafiktreiber fehlen und sich wie üblich bei unabhängig von Fedora arbeitenden Projekt RPM Fusion erhältlich. Dort gibt es auch eine Codecs zur Handhabung einer Reihe gängiger Audio- und Video-Formate, die lizenzpflichtig sind und Fedora daher fehlen.

Diesen und viele andere Vorteile des Wayland-Einsatzes dürften viele Anwender aber nicht bemerken. Einige werden aber über Nachteile stolpern, denn noch hängt von vielen systemspezifischen Faktoren ab, wie gut oder schlecht Gnome im Wayland-Modus läuft. Diese Betriebsart beherrscht nämlich ein paar mit X-Server unterstützte Funktionen derzeit gar nicht oder nur schlechter. Eine Desktop-Freigabe zur Fernwartung gelingt beispielsweise bislang ebensowenig im Wayland-Betrieb von Gnome wie eine Farbtemperaturanpassung über Redshift. Im X11-Modus unterstützt Gnome außerdem Optimus-Notebooks und andere Systeme besser, die einen zweiten Grafikprozessor im laufenden Betrieb zuschalten können. Gerade für solche gab es allerlei Verbesserungen in Fedora 25, die nur zum Tragen kommen, wenn man Gnome im X11-Modus startet.

Wayland läuft schon ganz ordentlich, daher dürften manche Anwender den Wechsel gar nicht merken. Dem einen oder anderen dürfte es aber schnell auffallen, denn noch sind Nacharbeiten und Feinschliff nötig, bis der unzeitgemäße X-Server mit all seinen Schwachstellen zu einem Relikt der Vergangenheit gemacht werden kann. Fedora macht sich dafür stark und nimmt dabei auch allerlei Gegenwind in Kauf.

Die neuen Fedora-Versionen bringen zudem einen großen Schwung von Verbesserungen in verschiedensten Bereich. Auf das Für und Wider für die eine oder andere Linux-Distribution wirken sich die aber nicht sonderlich aus. Fedora bleibt an einigen Stellen hakeliger als etwa Ubuntu oder Linux Mint; dafür ist es moderner, wenn auch nicht so brandaktuell wie Arch Linux. Letzteres ist zudem individueller konfigurierbar, fordert das aber gelegentlich auch ein und erfordert so mehr Betreuung.

Somit zielen Fedoras Distributionen letztendlich nach wie vor eher auf technisch versierte Nutzer – etwa Admins, Entwickler und andere Anwender, die sich im Zweifel zu helfen wissen, zugleich aber ein aktuelles, gut vorkonfiguriertes und flexibel einsetzbares Betriebssystem suchen, das einfach so tut. (thl)