Großbritannien: Online-Videos mit "nicht-konventionellen Sexpraktiken" sollen auch gesperrt werden

Die in Großbritannien geplanten Sperrungen von Internetseiten mit pornografischen Inhalten gehen noch weiter als bislang gedacht. Selbst Seiten mit ausreichender Altersverifizierung soll geblockt werden, wenn sie "nicht-konventionelle" Praktiken zeigen.

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Großbritannien: Online-Videos mit "nicht-konventionellen Sexpraktiken" sollen auch gesperrt werden

(Bild: gaelx, CC BY-SA 2.0)

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In Großbritannien sollen Provider künftig auch dazu verpflichtet werden können, den Zugang zu Internetportalen zu sperren, die Darstellungen "nicht-konventioneller Sexualpraktiken" veröffentlichen, wie es der Guardian ausdrückt. Das geht aus einem Gesetzentwurf hervor, der noch deutlich weiter geht, als bislang berichtet wurde. Britische Medien hatten zuerst lediglich erkannt, dass die Blockade von Internetseiten vorgesehen ist, wenn diese für pornographische Inhalte keine ausreichende Altersverifizierung vorsehen. Nun wurde aber deutlich, dass selbst Seiten mit solchen Maßnahmen blockiert werden können, wenn sie Material öffentlich machen, das auch nicht auf physischen Datenträgern verkauft werden darf.

Die Regel verbirgt sich demnach in einem erklärenden Teil des geplanten Digital Economy Bill. Dort steht, die für Altersfreigaben zuständige BBFC (British Board of Film Classification) soll Seitensperrungen anordnen können, wenn das angebotene Material auch nicht auf DVDs verkauft werden dürfte. Zwar gebe es für unerwünschte Praktiken keine genaue Liste, aber jahrelange Praxis habe gezeigt, was die Verantwortlichen darunter verstehen, erklärt The Register. Nicht akzeptiert werden demnach Darstellungen weiblicher Ejakulation, sado-masochistischer Praktiken wie Auspeitschungen und Spanking, Sex in der Öffentlichkeit, Abbildungen von Menstruationsblut und mehr, erklärt die britische IT-Seite.

Nachdem bereits an dem ersten Teil der geplanten Maßnahmen Kritik geübt wurde, ist die Ablehnung nun nur noch größer. So weist die Rechtsexpertin Clare McGlynn im Guardian daraufhin, dass die Praktiken nicht illegal seien: "Es ist verrückt, dass wir solches Material regulieren." Wenn Sachen wie Menstruationsblut oder das Urinieren gesetzlich geregelt würden, lenke das vom Fokus auf die wirklich schädlichen Materialien ab, etwa in Bezug auf Kindesmissbrauch, gibt sie sich überzeugt. Ebenfalls beim Guardian weist die Betreiberin einer einschlägigenSeite darauf hin, dass dadurch Pornografie kriminalisiert würde, die "unzweifelhaft weibliche Lusterfüllung" zeige und fragt, was für ein Signal das sende. Außerdem ist sie überzeugt, dass unter solch einer Regelung vor allem die kleineren Seiten leiden werden. (mho)