Das Shootout: 300 Megapixel-Digitalbild gegen Analog-Großformat

Der Kundenauftrag: Ein 3 m x 2 m großes Foto eines Hotrod-Oldtimers mit Hund auf dem Kotflügel. Das Shootout: Ein 300 MP-Digitalpanorama mit Canon 5D MK III gegen Analog-Großformat. Wie entscheidet sich der Kunde?

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Markus Hofstätter
Inhaltsverzeichnis

(Bild: Markus Hofstätter)

Es begann mit einem Kundenanruf: Fotografierst du auch Autos? Ein Kunde von mir will seinen Hotrod für einen zwei Meter mal drei Meter großen Druck fotografieren lassen. 300 Megapixel war mein Ziel. Digitale Mittelformatkameras lösen maximal 100 Megapixel auf (mit Pixelshift noch mehr), die übersteigt aber mein Budget. Deshalb wird es ein Panorama geben mit der Canon 5D Mark III aus etwa 24 Aufnahmen.

Das analoge Bild soll mit meiner Linhof Master Technika (4x5 Großformatkamera) gemacht werden. Die Auflösung dieser Aufnahme wird nicht 300 Megapixel betragen, aber dreistellig wird sie immerhin sein. Ein Hund soll auf dem Kotflügel sitzend mit abgelichtet werden, was wegen der Verschlusszeiten der Linhof kritsch sein könnte. Schon allein deshalb wollte ich zusätzlich digital fotografieren um bei dem Kundenauftrag auf der sicheren Seite zu sein.

Ich fing mit dem digitalen Panorama an. Wegen des Hundes machte ich mir keine Sorgen, denn da helfen mir meine Erfahrungen mit meinen virtuellen Touren. Ich musste dazu einfach nur die Rasterung des Nodalninja (Nodalninja ist ein Nodaladapter, der nicht die Kamera um ihre Achse dreht, sondern das Objektiv um dem Nodalpunkt) so einstellen, dass ich die Hündin Lotta auf einem Foto unbeschnitten ablichten konnte. Genau so machte ich 24 Fotos mit meiner Canon 5D Mark III und Canon EF 100mm/1:2,8 USM Macro.

Als nächstes kam das analoge Foto an die Reihe. Ich montierte die Master Technika auf den Linhof Kugelkopf (Stativ: Manfrotto X55XPROB aus Alu) und positionierte es. Als Objektiv verwendete ich ein Schneider Symmar S 5,6/240. Der Film war ein Kodak Portra 160 VC (Vivid Color). Das ist noch ein alter Readyloadfilm, der zwischen zwei Kartons lichtgeschützt aufbewahrt wurde und zwar tiefgekühlt. Fotografiert habe ich mit f/11 und 1/18 Sekunde. Da Lotta eine sehr ruhige und geduldige Hündin ist, benötigte ich nur vier Negative.

Nach dem Shooting folgte die Bearbeitung der digitalen Bilder in Lightroom. Danach importierte ich die Fotos in PTGui um daraus ein Panorama zu berechnen. Im PTGui priorisierte ich das Foto mit Lotta, damit sie nicht auf mehrere Fotos aufgeteilt wird. Abschließend öffnete ich das Panorama in Adobe Photoshop zur Nachbearbeitung. Ich befreite die Reifen von Steinen und Gras, einer der Reifen war leicht abgeschunden, der Kühlergrill war voller Fliegen und die Prüfvignette in der Windschutzscheibe störte mich auch. Nachdem das Auto bereinigt war, kümmerte ich mich noch um das Gras (Löcher und braune Stellen) und um die Farben.

Das Shootout: 300 Megapixel-Digitalbild gegen Analogplatte (6 Bilder)

Setup mit der Analog-Großformat-Kamera meiner Linhof Master Technika
(Bild: Markus Hofstätter)

Beim digitalen Bild sieht man natürlich, dass die Auflösung höher ist als beim analogen Scan. Die 300 Megapixel für die Druckdatei am Analogen vergrößern das Korn. Dennoch wählte der Kunde die analoge Aufnahme. Es erscheint natürlicher, die 240mm Brennweite an der Linhof wirkt wie ein leichtes Tele (entspricht um die 70mm Kleinbild). Das digitale Foto wirkt durch die Panoramatechnik dagegen wie ein Weitwinkel. Für mich war der Aufwand für die analoge Aufnahme deutlich geringer als für den digitalen Produktionsprozess. Und selbst von nur einen Meter Abstand wirkt auch das analoge 2m x 3m-Bild knackscharf und noch 50 cm vor dem Bild stehend erkennt man noch neue Details.

Mein persönliches Fazit: Das Auflösungsrennen ist schon lange entschieden, doch analog gewinnt im direkten Shootout beim Kunden durchaus, wenn auch aus anderen Gründen als die Auflösung betreffend. Hätte ich den Auftrag bekommen, wenn ich nur mit der analogen Großformatkamera zum Set gekommen wäre? Wohl kaum und dann hätte ich auch nicht diesen direkten Vergleich ziehen können.

Der Autor: Markus Hofstätter ist ein professioneller Fotograf für Kollodium Nassplatten, Porträts, Veranstaltungen und virtuelle Rundgänge (Blog, Facebook) (jr)