Fotograf David Hamilton ist tot

Der Star-Fotograf David Hamilton hatte einen eigenen Stil: in weichen Konturen gezeichnete Aktbilder junger Frauen. Das brachte ihm den Vorwurf der Pornografie ein; erst kürzlich wurde er sogar des Missbrauchs bezichtigt. Nun ist der 83-Jährige tot.

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Fotograf David Hamilton tot

(Bild: Euronews)

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  • dpa

Der britische Fotograf und Filmemacher David Hamilton ist tot. Er wurde am Freitagabend in seiner Pariser Wohnung leblos gefunden, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. dpa zufolge wurde Hamilton nach Angaben des Senders Europe 1 bewusstlos von seinem Nachbarn entdeckt. Die herbeigerufenen Sanitäter hätten ihn nicht mehr wiederbeleben können.

Erst vor Kurzem hatte sich Hamilton schweren Vorwürfen ausgesetzt gesehen: Einige seiner ehemaligen Models hatten ihm vor wenigen Tagen sexuellen Missbrauch vorgeworfen. Hamilton bestritt dies. Zudem hatte die französische TV-Moderatorin Flavie Flament in einem im Oktober veröffentlichten Buch beschrieben, sie sei 1987 im Alter von 13 Jahren von einem berühmten Fotografen vergewaltigt worden. In der vergangenen Woche sagte sie dann, dieser Fotograf sei Hamilton gewesen. Danach beschuldigten ihn zwei weitere Frauen. Hamilton wies die Vorwürfe zurück: "Ich bin unschuldig und habe das Recht, auch so betrachtet zu werden", sagte er am Mittwoch noch, wie Europe 1 laut dpa berichtete.

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Flaments Lektorin Karina Hocine sagte, Flament sei durch die Neuigkeiten am Boden zerstört. Man sei entsetzt und zugleich empört, da die Zeit nicht da gewesen sei, damit die Gerechtigkeit ihren Lauf hätte nehmen können.

Hamilton war mit Fotos pubertierender Halbwüchsiger weltberühmt geworden. Seine Motive waren vorzugsweise Skandinavierinnen und Deutsche zwischen zwölf und 16 Jahren. Sein Stil war unverwechselbar: Vor allem blonde und blauäugige Mädchen, allein oder zu mehreren in nebligem, traumhaftem Ambiente. Hamilton galt als Inbegriff des Weichzeichners in der Fotografie.

Hamilton begann seine Karriere auf Umwegen. Nach seiner Lehre als Schreiner arbeitete er in einem Architektenbüro, bevor er nach Paris zog und zum Grafikdesigner und Fotografen umsattelte. Anfang der 90er Jahre kamen seine Aktbilder immer häufiger ins Kreuzfeuer der Kritik. Man fand sie kitschig und kritisierte seine Vorstellung von "perfekter Weiblichkeit". Vor allem aus Amerika und Großbritannien wurden Vorwürfe der Softpornografie und der latenten Pädophilie laut. Der Verkauf seiner Bücher wurde teilweise für Minderjährige verboten und Protestmärsche organisiert. (keh)