Intifada im Cyberspace greift auf die USA über
Eine jüdische Website wurde gecrackt, und mit Lucent ist erstmals ein US-amerikanisches Unternehmen zum Angriffsziel geworden.
Die Auseinandersetzung zwischen pro-palästinensischen und pro-israelischen Hackern und Internetnutzern scheint sich nun doch auszuweiten. Gecrackt wurde die Website des American Israel Public Affairs Committee ([JüdischeWebsiteindenUSAgecrackt Aipac]) von der pakistanischen Gruppe Pakistan Hackerz Club, die ansonsten im Kontext des Kaschmir-Konflikts gegen Indien mit Massencracks auf sich aufmerksam gemacht hat.
"Doctor Nuker", Hauptakteur der Crackergruppe im Dienst des Islams, hatte auch 3500 Email-Adressen sowie 700 Kreditkartennummern, die von Besuchern der Website zur Bezahlung oder für Spenden angegeben wurden, mitgehen lassen. Zwar wurde der Crack schnell bemerkt und Aipac nahm die veränderte Website bereits nach 15 Minuten vom Netz, doch erst einmal wurden alle entwendeten Daten auf der Homepage von Doctor Nuker veröffentlicht, die allerdings mittlerweile von dem Provider NBC Internet vom Netz genommen worden ist. In einer Email drohte Doctor Nuker, dass seine Gruppe weiter gegen Ungerechtigkeit auf der Welt, vornehmlich gegenüber Mohammedanern, protestieren werden und dass mit Aipac noch kein Ende erreicht sei: "Ich werde noch mehr Sites dieser Art hacken und den größten Schaden anrichten, den ich bewirken kann!"
Überdies wurde erstmals mit Lucent auch ein großes amerikanisches Unternehmen zum Opfer von Angriffen. Seit kurzem befindet sich www.lucent.com auf den Listen derjenigen Websites, die von palästinensischen Sympathisanten als Angriffsziele für Flooding-Programme angegeben werden. Das von den Intifada-Sympathisanten benutzte Programm gleicht dem FloodNet-Programm, das das Electronic Disobedience Theatre als ein Mittel des zivilen Protestes entwickelt und schon des öfteren eingesetzt hat (Die Zukunft des zivilen elektronischen Widerstands). Nur dann, wenn wirklich viele Internetbenutzer gleichzeitig das Programm aktiviert haben, das dann immer wieder über den Browser die URL einer Website aufruft, kann diese zum Absturz gebracht werden. Ansonsten wird nur der Zugang langsamer. Da solche "Angriffe" oder "virtuellen Sit-Ins" – so die Bezeichnung des EDT für diese Art von Programmen – zentral über einen Server laufen, lassen sich Aufrufe von diesem Server auch leicht blockieren.
Bei Lucent gibt man sich gelassen. Sprecher John Salko sagte, dass man auf solche Angriffe vorbereitet sei, "weil wir von den 'Melissa'-Angriffen im letzten März gelernt haben. Das war für uns alle ein Zeichen zum Aufwachen. Wir sind permanent wachsam und halten Ausschau, ob sich diese Art von Dingen ereignen."
Mehr in Telepolis: Jüdische Website in den USA gecrackt. (fr)