Fußballprofis im Netz: Präsentieren und präsentiert werden

Immer mehr Fußballprofis entdecken das Internet als Bühne der Selbstdarstellung und plaudern auf ihren Homepages über Privates und manchmal auch über Brisantes.

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Von
  • Arne Richter/dpa
  • Klaus Peeck
  • dpa

Mario Basler fährt gerne spontan mit Frau und Kindern an den Gardasee, Richard Golz rät zum Kauf der Borussia-Aktie, und Lars Ricken gesteht seine Liebe zu Jenny Elvers.

Immer mehr Fußballprofis entdecken das Internet als Bühne der Selbstdarstellung und plaudern auf ihren Homepages über Privates und manchmal auch über Brisantes. "In einer Situation, in der man eigentlich eine gewisse Rückendeckung erwartet hätte, wird man als Versager abgestempelt", schrieb Oliver Kahn auf seiner Seite und leistete so via World Wide Web einen Beitrag zum jüngsten Theater beim FC Bayern München nach der deftigen Schelte von Franz Beckenbauer.

Die von den Fußballern autorisierten Internet-Auftritte sollen Wissenswertes aus erster Hand liefern. "Ich möchte eine für mich wirklich authentische Homepage aufbauen", begrüßt Ricken seine Leser. Informationen über den Jungstar von Borussia Dortmund finden Surfer im Netz auch auf mehreren Tausend anderen Seiten. Die eigene Homepage soll "den Fans Orientierung geben und mir die Sicherheit, dass nicht nur Quatsch veröffentlicht wird", sagt Ricken. Per E-Mail beantwortet der 24-Jährige Fragen seiner Anhänger, hält so Kontakt und wahrt als Star zum Anklicken doch die Distanz. – Ricken ist einer der wenigen Bundesliga-Spieler, die ihre Seiten in Eigenregie gestalten. Derzeit findet sich unter seiner URL allerdings das Angebot einer "INNOVUM Smart Products GmbH" - von selbstgebauter Homepage keine Spur.

Der Großteil der Fußballprofis lässt sich die privaten Netz-Auftritte von Unternehmen organisieren. Der Marktführer der boomenden Branche heißt icons.com. Der internationale Firmenverbund mit Hauptsitz in London hat offizielle Homepages von Profis aus elf europäischen Ligen im Angebot.

Innerhalb weniger Monate hat sich die deutsche Abteilung mit 36 Spielern von 13 Bundesliga-Clubs zum größten nationalen Zweig des Unternehmens entwickelt. Sechs Mitarbeiter stehen mit den Profis im telefonischen Kontakt und aktualisieren die persönlichen Seiten der Stars. Auch im Internet verkaufen sich Skandale am besten. Christoph Daum - neben Felix Magath der einzige Trainer im Angebot von icons.com - verzeichnet seit der Kokain-Affäre mit Abstand die meisten Klicks auf seine Homepage. Giovane Elber (Bayern München) und Dariusz Wosz (Hertha BSC) folgen auf der Beliebtheitsskala.

Bald soll die Schallmauer von insgesamt einer Million Zugriffe pro Monat gebrochen werden, hofft icons.com-Chefredakteur Hubertus Meyer. "Wir sind weiter auf der Suche nach attraktiven Spielern", sagt Meyer. Am liebsten würde er Michael Ballack von Bayer Leverkusen im Angebot haben. Der Mittelfeld-Mann hat laut Meyer noch keine eigene Homepage und ist daher bei den Anbietern heiß begehrt. Auch die Münchner Firma Internet Media House will in Kooperation mit einer Werbeagentur den Nationalspieler für einen Netz-Auftritt engagieren. Bislang hat das Unternehmen mit Oliver Bierhoff nur einen Star im Internet unter Vertrag.

Wie kein zweiter beweist Bierhoff, dass die eigenen Homepages auch der Imageförderung dienen. In den Rubriken "lifestyle" und "oliver's botschaft" zeigt sich der Nationalmannschaftskapitän in Diensten des AC Mailand adrett gekleidet mit breitem Zahnpasta-Lächeln und fördert somit seinen Ruf als Vorzeige-Schwiegersohn. Per Mausklick geht es direkt zu den Homepages seiner sechs Werbepartner. Marco Bode von Werder Bremen mag es dagegen lieber intellektuell. Auf seiner Seite gibt er Literaturtipps und fordert zum virtuellen Schachspiel heraus. (Arne Richter/dpa) / (klp)