"Windows Azure" - vom Application Service Providing zum Betriebssystem im Internet?

In der Montags-Keynote auf der PDC 2008 hat der neue Chief Software Architect Ray Ozzie den schon im Vorfeld angekündigten Redmonder "Cloud Services" einen Namen gegeben: "Azure".

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Von
  • Dr. Holger Schwichtenberg

In der Montags-Keynote auf der PDC 2008 hat der Chief Software Architect Ray Ozzie den schon vorab angekündigten Redmonder "Cloud Services" einen Namen gegeben: "Windows Azure ". Azure ist Oberbegriff für ein Hosting-Angebot, mit dem Unternehmen Anwendungen in Rechenzentren von Microsoft bereitstellen und dabei auf bestehende Anwendungsdienste von Microsoft und anderen Anbietern zurückgreifen können.

Windows Azure Logo

Microsoft bietet Softwareprodukte und .NET-Techniken als Dienste (z.B. Webanwendungen mit ASP.NET, Datenspeicherung in einem Microsoft SQL Server, Datensynchronisierung, Benutzer- und Rollenverwaltung via Active Directory, SharePoint, Microsoft CRM, SQL Server Reporting Services, Windows Workflow Foundation) für die gehosteten Anwendungen an. Solche Anwendungen sollen einfach überwacht und skaliert werden können. Interessant ist, das Microsoft auch SDKs für Java und Ruby im Portfolio hat und in den Architekturschaubildern (http://www.microsoft.com/azure/howdoesitwork.mspx) auch Python, PHP und Eclipse erscheinen.

Vergleichbare Dienste findet man schon bei Amazon, Google, SAP und IBM. Microsoft will aber nicht nur einzelne Dienste, sondern eine Gesamtumgebung für den Betrieb von Anwendungen anbieten, die zusammen genommen ein internetbasiertes Betriebssystem (O-Ton Ray Ozzie "Operating System for the Cloud") bilden. Die gehosteten Anwendungen können Managed Code (z.B. ASP.NET und Silverlight) oder Native Code sein. Microsoft betont aber, dass "Windows Azure" keine Ablösung für "Windows Server" ist, sondern eine Alternative".

Der Ansatz von Microsoft ist keineswegs, alle Anwendungen der Unternehmen übernehmen zu wollen. Gemäß dem schon länger propagierten Konzept "Software + Service" kann und soll das Unternehmen entscheiden, welche Anwendungen selbst und welche auf den Servern von Microsoft betrieben werden. Damit die Benutzer den Unterschied nicht merken, lassen sich Benutzerkonten und Gruppen aus dem lokalen Active Directory über den Microsoft Services Connector auf die Identitäten im Hosting-Angebot von Microsoft abbilden, sodass ein Single-Sign-On möglich ist.

Azure soll auf einer hochverfügbaren und skalierbaren Infrastruktur betrieben werden, die Microsoft über mehrere Rechenzentren weltweit verteilen will. Das erste Azure-Rechenzentrum steht in Quincy (Washington, USA). Weitere sind in Antonio, Chicago und Dublin geplant.

Microsoft hat noch keine Preise bekanntgegeben, ließ aber verlauten, dass diese sich nach Ressourcennutzung und Service Level richten sollen. Vermutet werden kann aber, dass Microsoft hierfür deutlich weniger Geld verlangen wird als klassische ASP-Provider/Hoster von Kunden für das Hosting einzelner Anwendungen verlangen und damit (einmal mehr) über den Preis in den Markt drängen will. ()