Fischertechnik 3D Printer

Wie macht sich der 3D-Drucker aus dem Baukastensystem in der Praxis? Wir haben ihn aus über 800 Einzelteilen zusammengebaut und ihn ausprobiert – mit den gleichen Testobjekten, an denen sich auch die anderen günstigen 3D-Drucker versuchen müssen.

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(Bild: Fischertechnik)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jonas Kipp
  • Peter König
Inhaltsverzeichnis

3D-Drucker aus dem Bausatz sind oft aus sperrigen Metallschienen gefertigt und ihre Zielgruppe sind Erwachsene. Gegen dieses Stereotyp versucht Fischertechnik seinen "3D Printer" im Markt zu platzieren, der seit Sommer erhältlich ist. Es handelt sich um einen Bausatz, bei dem die Altersempfehlung bei gerade mal 14 Jahren liegt. Die gesamte Mechanik, die später den Druckkopf entlang der drei Raumachsen positioniert, besteht dabei aus den üblichen kleinen Fischertechnik-Einzelteilen, insgesamt fast 900 Stück. Das Hotend – die heiße Düse, aus der das geschmolzene Plastik austritt – und der Vorschubapparat hingegen stammen vom Hersteller German RepRap. Der Drucker hat eine unbeheizte Plattform aus Acrylglas, die zur besseren Haftung mit dem Spezialkunststoff BuildTak beschichtet ist; als Druckmaterial kommt daher nur PLA oder ein Kunststoff mit ähnlichen Eigenschaften in Frage.

Make-Test: Fischertechnik 3D Printer (9 Bilder)

Nein, das ist nicht der Make-Autor beim Test, sondern ein Pressebild des Herstellers. Deutlich zu erkennen: Der 3D-Drucker von Fischertechnik bleibt über den gesamten Druckvorgang per USB an einen Rechner gebunden.
(Bild: Fischertechnik)
3D-Druck

Der Sammelbegriff 3D-Druck steht heute für ein ganzes Bündel von Fertigungstechniken, die nach unterschiedlichen Prinzipien funktionieren und sich jeweils nur für ganz bestimmte Materialien eignen. Ihr gemeinsamer Nenner: Alle Verfahren bauen dreidimensionale Objekte, indem sie Material in dünnen Schichten auftragen und verfestigen.

Die meisten der Fischertechnik-Kunststoffbausteine lassen sich leicht zusammenstecken, nur bei den Trägerschienen aus Aluminium wird es problematisch: In deren Einkerbungen passen andere Teile nur mit etwas Gewalt, man sollte einen Hammer oder einen stabilen Tisch zu Hilfe nehmen. Die beiliegende Schritt-für-Schritt-Aufbauanleitung erfordert es, dass man beim Aufbauen aufmerksam auf jedes Detail achtet, sonst ist die Frustration groß, wenn große Baugruppen wieder auseinandergenommen werden müssen.

Bei der Erklärung des elektronischen Teils ist die Anleitung etwas knapp geraten, was im Test zu etwas Verwirrung führte. Positiv fällt auf, dass die meisten benötigten Werkzeuge enthalten sind. Allerdings fehlt leider ein Draht mit passendem Durchmesser zum Reinigen der Druckkopfdüse, falls die mal verstopfen sollte. Nach dem Aufbau, der im Test sieben bis acht Stunden dauerte, nivelliert man die Bodenplatte mit Hilfe der auf CD beiliegenden Software namens "3D Print Control", bei der es sich um eine mit dem passenden Parametersatz vorkonfigurierte Version von Repetier Host handelt. Zwar kann man mit der ohne weitere Einstellungen direkt losdrucken, wer aber mehr Kontrolle über die Parameter haben will, muss schon tiefer in die 3D-Druck-Materie einsteigen.

Aus dem Make-Testlabor

Die Make-Redaktion probiert viel mehr aus, als ins alle zwei Monate erscheinende Heft passt. Deshalb veröffentlichen wir auf unserer Webseite in loser Folge weitere Testberichte.

Die Druckergebnisse sehen auf den ersten Blick erstaunlich gut aus, insbesondere gemessen daran, dass die Mechanik des 3D-Druckers weitgehend aus Fischertechnik-Standardbauteinen besteht, bis hin zu den Zahnrädern und -riemen, Spindeln und Lagern. Beim Druck unserer üblichen Teststücke zeigten sich im Detail dann aber doch Unsauberkeiten: So weisen manche Objekte Formabweichungen durch Rückschlageffekte auf, die entstehen, wenn der Druckkopf seine Richtung in der horizontalen Ebene ändert. Da kein Lüfter das frisch verdruckte Material kühlt, bleiben die aktuell obersten Schichten des Objekts recht lange weich und werden noch nachträglich aus der Form gebracht, insbesondere bei Bauteilen, die weniger als einen Zentimeter breit und tief sind.

Gerät Fischertechnik 3D Printer
Hersteller / Vertrieb Fischertechnik / Einzelhandel
Bauraum 11,5 cm × 10 cm × 6,5 cm
Drucktisch Acrylglas mit BuildTak, unbeheizt
Software Repetier Host (angepasst, Windows)
Material 1,75 mm
Druck über.... USB-Kabel
Druckqualität mittel
Preis ab 660 €

Unterm Strich bekommt man beim Fischertechnik 3D Printer für relativ viel Geld einen 3D-Drucker mit einer Mechanik, die zu einem wesentlichen Teil aus Plastikteilen besteht, der nur mittelprächtige Objekte druckt, die dazu maximal 11,5 cm × 10 cm × 6,5 cm groß werden können. Wer sich weder mit 3D-Druckern auskennt noch eine tief sitzende Begeisterung für Fischertechnik mitbringt, sollte sich für den Einstieg in den 3D-Druck lieber ein leichter zu bedienendes Modell suchen – auch falls das etwas mehr kostet. Wer sich allerdings in der Materie schon etwas auskennt, bekommt für weniger Geld durchaus Maschinen mit einem größeren Bauraum, einem beheizten Drucktisch oder gar zwei Druckköpfen. ()