CFML-RIA Backends: Railo 3.1 OS und andere CFML-Gedanken

Und da sage noch einer ColdFusion und CFML seien tot, langweilig und überholt. Pah!

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Von
  • Kai König

Und da sage noch einer ColdFusion und CFML seien tot, langweilig und überholt. Pah! Am 31. März hat Railo Technologies die lang erwartete Version 3.1 ihres CFML-Applikationsservers Railo veröffentlicht. Das extrem Spannende daran ist, dass Railo nun unter einer Open Source-Lizenz als Programming Model auf JBoss.org verfügbar ist und gewaltigen Schwung in der CFML-Gemeinde bekommen hat. Railo 3.0 war bereits nach der Open-Source-Ankündigung im Juni 2008 kostenlos verfügbar.

Wenn man sich die verfügbaren CFML-Server mal ernsthaft anschaut, stellt man fest, dass es da Adobe ColdFusion gibt. Ein relativ stabiles und gut gewartetes Produkt, dass in einer Standard- und Enterprise-Lizenz vertrieben wird. Die aktuelle Version ist 8 und das Release der Version 9 wird allgemein zu einem späteren Zeitpunkt 2009 erwartet. Gerüchten zufolge wird Release 9 einiges an neuen und sehr spannenden Funktionen bringen, auf die ich mich schon freue. Adobe war mit ColdFusion lange die Speerspitze des Rapid Web Application Developments. Adobe hat diese Position jedoch an "hippe" Technologien wie Rails und Groovy abtreten müssen. Neben dem restriktiven Preismodell (und den aus meiner Sicht schon fast unverschämten internationalen Verkaufspreisen für Adobe-Produkte in EUR, AUD und NZD) hat es Adobe außerhalb der USA leider nie geschafft, das Produkt an eine große Entwickler-Community zu vermarkten und auf Wünsche, Interessen und Feedback derselben zu reagieren. Allein über das Thema Produktplatzierung von ColdFusion in Adobes Portfolio und den Sales-Strategien der lokalen (nicht-USA) Adobe-Niederlassungen im Hinblick auf CF könnte ich mich in epischer Breite auslassen – better don't get me started...:-)

Dann gibt es noch BlueDragon – ein CFML-Server von New Atlanta aus den USA – nun auch als Open BlueDragon mit Open-Source-Lizenz verfügbar. New Atlantas Produktlinie zielt eher darauf ab, CF-Entwickler einen einfachen Migrationsweg zu .NET oder Java zu ermöglichen, frei nach dem Motto "Schreibe CF-Code und betreibe die Applikation auf .NET". Über die Situation des Unternehmens gibt es verschiedene Gerüchte, gemunkelt wird, dass das Open BlueDragon als letzter Hoffnungsschimmer dient, Entwickler auf der Plattform zu halten. CF-Entwickler sind ein interessantes Völkchen und in der Regel überzeugt von CFML, daher hat New Atlantas Anti-CFML-Geschichte nicht gerade zum Erfolg von Open BlueDragon beigetragen.

Und dann ist da jetzt Railo. Neutral wie die Schweiz, agil, klein, sympathisch und immer gut gelaunt. Reicht das? Man könnte jetzt zu Recht fragen: Wieso wird es Railo besser gehen als New Atlanta mit Open BlueDragon? Ich habe darauf keine endgültige Antwort, aber einige Indizien, die für einen Erfolg sprechen:

  • Railo hat ein funktionierendes Geschäftsmodell und bewiesen, dass es CFML erfolgreich in großen Sites betreiben kann.
  • Railo bekennt sich zu CFML und will keine Übergangslösung zu anderen Technologien sein.
  • Railo hat einige bekannte Namen der CF-Community als Unterstützer und Partner mit ins Boot genommen: Peter Bell und Mark Drew.
  • Railo ist Open Source mit JBoss.org als Partner, kostenlos und CF-Fans können Features beitragen und Bugs fixen.

Die gängigen CF-Mailinglisten sind seit dem Railo 3.1 Release im Volumen explodiert und die Eigendynamik spricht für Railo. Hat Adobe nie aktiv gegen Open BlueDragon arbeiten müssen, so scheint sich im Moment zum ersten Mal Besorgnis bei Adobe breit zu machen und man ist aufgewacht. Adobe hat seit Jahren wesentliche Märkte nicht bearbeitet:

  • Entwickler, die statt CF aus Kostengründen auf Züge wie PHP oder Rails aufgesprungen sind;
  • Entwickler, die nicht Wochen und Monate auf wichtige Bugfixes von Adobe zu einem kommerziellen Produkt warten wollen.

Das könnte sich jetzt eventuell gerade auch im Zuge der Wirtschaftskrise rächen und Adobe zum Handeln zwingen, immerhin haben sie mit Flex bewiesen, dass sie in der Lage sind auf die Bedürfnisse eines Marktes zu reagieren und sich zu öffnen.

Wofür diese Entwicklung allemal gut ist - der Markt lebt; Wettbewerb ist ja immer gut und treibt alle Beteiligten zu Höchstleistungen an: Go ColdFusion Go! Go Railo Go! Go CFML Go! :-) ()