Das Projekt gegen den Expo-MĂĽll

Das Duale System Deutschland demonstrierte am gestrigen Samstag eine automatische MĂĽllsortieranlage, die auch den wiedervertbaren MĂĽll der Expo-Besucher verarbeitete.

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Von
  • Dr. Hans-Peter SchĂĽler

Das Duale System Deutschland (DSD) demonstrierte am gestrigen Samstag an einem Tag der offenen Tür die automatische Müllsortieranlage SORTEC 3.0 in Hannover-Anderten. Dieses dezentrale Expo-Projekt hat unter anderem den wiederverwertbaren Müll verarbeitet, den die Besucher während der Weltausstellung zurückließen. Die Anlage soll mit ihrer Kapazität von 25.000 Tonnen pro Jahr die "gelben Säcke" aufarbeiten, die den Müll von 1,1 Millionen Bürgern aus Hannover und Umgebung enthalten – und das zu geringeren Kosten, als das bislang durch Fließbandarbeiter möglich war.

Der anfallende Müll wird zerkleinert, gereinigt und mit Druckluft, Wasser und Magneten in Rohstoffe wie Papier, Polyethen, Polyethylterephthalat (PET) oder Weissblech getrennt. Ein Wirbelstromsichter fängt Aluminium, indem rotierende Magnete einen elektrischen Strom in den Metallschnipseln induzieren, der wiederum ein Sekundärmagnetfeld hervorruft. Durch diesem Wirbelstromeffekt bleiben die Aluminiumstückchen dann an einem weiteren Magneten hängen, während elektrisch nicht leitfähige Teile weiterwandern.

Bröckchen, die nur aus einem Material bestehen, verlassen die Anlage als Granulat und werden als Rohstoffe verkauft. Problemverpackungen aus Verbundmaterialien, etwa Getränkekartons, die nach Aussagen der SORTEC-Betreiber nur erstaunliche fünf Prozent des Gesamt-Inputs ausmachen, werden dagegen nur zu Ballen gepresst und gehen einem nicht näher beschriebenen Schicksal entgegen.

Der interessanteste Bereich der Anlage, in dem spektroskopische Sensoren und Bilderkennungssysteme diese Getränkekartons aussortieren, war leider nur aus der Ferne zu beobachten. Auch dadurch kam es, dass sich die Anlage mehr erschnüffeln als besichtigen ließ: Im Inneren der Gebäude ist ein gewisser Gestank wohl unvermeidbar, während sich die Maschinerien größtenteils in geschlossenen Gehäusen verstecken.

Trotzdem erschien der Publikumsandrang ganz anders als in den ersten Monaten auf der Expo: In Anderten versammelten sich nämlich viel mehr Besucher, als die Veranstalter offenbar erwartet hatten. Bevor man im Gedrängel an einer Führung teilnehmen durfte, war eine halbe Stunde Wartezeit fällig. Der DSD-Expo-Pavillon Cycle-Bowl hat mitsamt den Hinweisen auf die heutige Veranstaltung offenbar viel Neugier geweckt. Mit ein bisschen Volksfest und viel Detailinformation hat das DSD die Gelegenheit genutzt, manchen Besucher von seiner Effizienz zu überzeugen. Hinweise, welche Verpackungen der Umwelt am wenigsten zumuten, blieben allerdings aus – aber die hat wohl eh niemand auf einer solchen Veranstaltung erwartet. (hps/c't) / (jk)