Systems: Die IT-Messe wächst - und der Fachkräftemangel

Zur 19. IT-Fachmesse Systems, die am Montag beginnt, rechnen die Veranstalter mit einem Rekordbesuch; im Vorfeld zerbricht sich die Branche über einen wachsenden Fachkräftemangel den Kopf.

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Von
  • Jürgen Kuri

"Internationale Fachmesse für Informationstechnologie, Telekommunikation und Neue Medien" heißt sie mit vollem Namen und beginnt am morgigen Montag in München: Für die allgemein als Systems bekannte IT-Fachmesse, in diesem Jahr zum 19. Mal ausgerichtet, rechnen die Veranstalter mit einem Rekordbesuch. An den fünf Ausstellungstagen würden rund 140.000 Besucher erwartet, sagte der Geschäftsführer der Messe München, Joachim Enßlin. Im Vorjahr waren es noch 133.000 Interessierte, die den Weg nach München fanden. Die Besucher erwarten dieses Jahr auf insgesamt 160.000 Quadratmetern rund 3.200 Aussteller, 500 mehr als 1999. Der Schwerpunkt der Systems 2000 liegt auf der mobilen Kommunikation und dem mobilen Datentransfer, dem elektronischen Handel, der Datensicherheit im Internet sowie der Vernetzung von Medien, Informations- und Telekommunikationstechnik im kommerziellen und privaten Bereich (siehe dazu auch den Systems-Bericht in der aktuellen Ausgabe 23/2000 von c't – der Heise-Verlag ist übrigens in Halle A4, Stand 313/412 zu finden).

Eigentlich hatten es die Veranstalter in den letzten Jahren nicht einfach: Angesichts der fast schon übermächtig erscheinenden Konkurrenz der CeBIT fragten sich viele Besucher und Aussteller, ob die IT-Messe in München überhaupt noch eine Zukunftschance hat. Zwei große Computermessen in Deutschland erschien doch als zu viel des Guten. Auch dieses Jahr aber zeigen sich die Veranstalter nach einer positiven Entwicklung in der letzten Zeit vom Erfolg der Messe überzeugt. Passend dazu konnte die Messe München auf aktuelle Zahlen des Marktforschungsinstituts Infratest Burke verweisen: Danach kann die Systems 98 Prozent Fachbesucher anziehen; die Aussteller lobten laut der Untersuchung vor allem im Vergleich zu anderen Messen geringe Streuverluste und die hohe Qualität der Kontakte.

Im Vorfeld der Systems plagt die IT-Branche aber der nach ihrer Ansicht weiter zunehmende Fachkräftemangel: Er werde für die Informations- und Telekommunikationsindustrie zur Konjunkturbremse. "Europa läuft im Jahr 2003 Gefahr, ein zusätzliches Wachstum von drei Prozent zu verschenken, weil die Spezialisten fehlen, um die Wachstumspotenziale auszuschöpfen", sagte der Chef des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien (BITKOM), Bernhard Rohleder. Zwar liege das europäische Wachstum in der IT- und Telekommunikationbranche mit einem Plus von 11,3 Prozent im laufenden Jahr über dem weltweiten Durchschnitt. In Deutschland wachse der Markt voraussichtlich um 10,4 Prozent auf 237,5 Milliarden Mark. Im Jahr 2003 solle dann hier zu Lande die 300-Milliarden-Grenze geknackt werden.

Trotz dieser Rekordzahlen fahre die Branche wegen des Fachkräftemangels aber "weiterhin mit angezogener Handbremse", warnte Rohleder. Einer aktuellen Studie des in Frankfurt sitzenden European Information Technology Observatory (EITO) zufolge würden sich die Engpässe bis zum Jahr 2003 kontinuierlich verschlimmern. Fehlten derzeit europaweit rund 1,9 Millionen IT-Experten, würden es 2003 bereits 3,8 Millionen sein, erklärte der BITKOM-Chef. Die Green-Card-Aktion der Bundesregierung biete zwar eine erste Hilfe, reiche aber nicht aus. Sie werde erst dann ein Erfolg, "wenn Deutschland ein attraktiver Lebens- und Arbeitsstandort wird. Momentan wandern Nachwuchskräfte noch in die USA ab." Man müsse auf eine "aktive Einwanderungspolitik" und eine Reform des Bildungssystems setzen. So gelte es, mehr Frauen für entsprechende Studiengänge zu gewinnen sowie flexible Abschlussmöglichkeiten für Studenten anzubieten. (jk)