Erster Gleitflug von Virgin Galactics neuem Raumschiff

Gut zwei Jahre nach dem Absturz des SpaceShipTwo VSS Enterprise hat Virgin Galactics neues Raumschiff seinen ersten Gleitflug absolviert. VSS Unity wurde in 50.000 Fuß Höhe ausgeklinkt und war dann zehn Minuten unterwegs.

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Fluggerät über Wüste

VSS Unity bei ihrem ersten Gleitflug am 3. Dezember 2016.

(Bild: Virgin Galactic)

Lesezeit: 3 Min.

Im Oktober 2014 zerbarst Virgin Galactics Raumschiff SpaceShipTwo VSS Enterprise bei einem Testflug über Kalifornien. Dieses Wochenende hat das Nachfolgemodell SpaceShipTwo VSS Unity seinen ersten eigenständigen Flug absolviert. Er fand in der selben Region aber noch ohne Antrieb statt. Das Trägerflugzeug WhiteKnightTwo VMS Eve flog mit der angeschnallten VSS Unity auf 50.000 Fuß, wo VSS Unity gelöst wurde. Beide kehrten zum Ausgangsflughafen zurück – VMS mit Triebwerksschub, VSS Unity ausschließlich gleitend.

Das gesamte Manöver dauerte 80 Minuten. Der Gleitflug, bei dem bis zu 0,6 Mach erreicht wurde, dauerte zehn Minuten. Das hat Virgin Galactic mitgeteilt. Es ist der Auftakt zu einer Reihe von Gleittest. Davor war VSS Unity bereits vier mal in der Luft, wurde dabei aber nie vom Trägerflugzeug getrennt. Wann ein SpaceShipTwo nach dem Ausklinken in luftiger Höhe erstmals sein Raketentriebwerk zünden wird, ist offen und hängt nicht zuletzt vom Verlauf der Tests ab.

Vorstellung der VSS Unity von Virgin Galactic (11 Bilder)

Richard Branson vor der VSS Unity
(Bild: Virgin Galactic)

Im Trägerflugzeug VMS Eve saßen die Piloten Mike Masucci und Todd Ericsson zusammen mit dem Entwickler Dustin Mosher. VSS Unity wurde von den Testpiloten Mark Stucky und Dave Mackay gesteuert. Ihren Angaben zu Folge ist der Flug "extrem gut" verlaufen.

2004 hatte Virgin-Chef Richard Branson angekündigt, ab 2007 kommerzielle Flüge ins All durchzuführen. Dafür gründete die Virgin Group die Firma Virgin Galactic, an der sich inzwischen auch das Emirat Abu Dhabi beteiligt hat. Vom Spaceport America in Neumexiko sollen die Kombination aus Trägerflugzeug WhiteKnightTwo und SpaceShipTwo abheben. In großer Höhe soll dann das SpaceShipTwo ausgeklinkt werden, sein Raketentriebwerk zünden und an oder über die Kármán-Linie fliegen.

Nach einigen Minuten Schwerelosigkeit folgt der Gleitflug zurück zur Erde. Der Ticketverkauf läuft seit Jahren, ein Platz kostet eine Viertelmillion US-Dollar. Die Umsetzung dieses Plans hat sich jedoch als weitaus schwieriger erwiesen als damals angenommen. Fast zehn Jahre nach dem geplanten Datum ist noch kein Betriebsbeginn absehbar.

Das Doppelrumpf-Trägerflugzeug WhiteKnightTwo mit dem in der Mitte angebrachten SpaceShipTwo VSS Enterprise unmittelbar vor dem Unglücksflug (Archivbild).

(Bild: Scaled Composites)

Im Juli 2007 starben drei Ingenieure bei einem Test am Raketenantrieb. Dabei sollte eigentlich gar kein Treibstoff gezündet werden. Vielmehr explodierte ein Tank mit Stickstoffoxiden. 2009 begannen die ersten Testflüge. Im Mai 2014 wurde auf einen anderen Treibstoff umgestellt, was einen neuen Raketenmotor erforderlich machte. Im September 2014 kündigte Branson den Jungfernflug für März 2015 an, an Bord sollten er und seine erwachsenen Kinder sein.

Doch im Oktober 2014 zerbrach VSS Enterprise im Flug. Es war der vierte Testflug mit Raketenantrieb. Der Pilot, Peter Siebold, überlebte schwer verletzt. Copilot Michael Alsbury war dieses unwahrscheinliche Glück nicht beschieden. Einige unbeteiligte Menschen am Boden wurden von zu Boden stürzenden Trümmern nur knapp verfehlt.

[Update 3:40 Uhr]: Pilot und Copilot korrigiert.[/Update] (ds)