"Bedeutende HDMI-Ankündigung": dynamisches HDR und härterer Kopierschutz?

Nachdem die HDMI Licensing Administrator Inc. mitgeteilt hat, im Rahmen der CES eine "bedeutende Ankündigung" bezüglich ihrer digitalen Audio/Video-Schnittstelle zu machen, schießen die Spekulationen ins Kraut.

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"Bedeutende HDMI-Ankündigung": dynamisches HDR und härterer Kopierschutz?
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Von
  • Nico Jurran
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Am 4. Januar soll es soweit sein: Dann will die HDMI Licensing Administrator Inc. (HDMI LA) – früher bekannt als HDMI Licensing – im Rahmen des Pressetags vor der Eröffnung der CES eine "bedeutende Ankündigung" bezüglich ihrer digitalen Audio/Video-Schnittstelle machen. Das teilte die Organisation am heutigen Donnerstag mit.

HDMI-Ausbaustufen

Tiefer in die Karten schauen lässt sich die HDMI LA bislang nicht. Allerdings dürfte ein Thema bereits gesetzt sein: "dynamisches HDR". Zudem gibt es Spekulationen, dass die Licensing Administrator Inc. auch gleich die Chance nutzt, um den Schnittstellen-Kopierschutz HDCP (High-bandwidth Digital Content Protection) zu verschärfen.

Um zu verstehen, worum es bei dynamischen HDR geht, muss man sich zunächst ein wenig mit den Grundlagen beschäftigen.

Bereits heute werden Filme in ultrahoher "4K"-Auflösung (3840 × 2160 Pixel, 2160p) auf Ultra HD Blu-ray (UHD-Blu-ray) mit erhöhtem Kontrast (HighDynamic Range, HDR) gespeichert. Im Vergleich zum bisherigen Videostandard mit gewöhnlichem Kontrastumfang (Standard Dynamic Range, SDR) ermöglicht dies wesentlich lebendigere Bilder.

Doch wie hell muss HDR sein? Tests mit den angesprochenen Glanzlichtern haben ergeben, dass Displays eine Spitzenhelligkeit von mindestens 10.000 Nits (Candela pro Quadratmeter, cd/m2) aufweisen müssen, damit über 90 Prozent der Zuschauer mit der Darstellung zufrieden sind. Von diesem Idealwert sind aktuelle TVs aber noch weit entfernt. Aktuelle UHD-Blu-rays werden gewöhnlich mit 1000 Nits gemastert – und selbst diesen Wert erreichen viele Fernseher nicht.

Doch was passiert, wenn man einem Fernseher mit einer Spitzenhelligkeit von einigen Hundert Nits ein für 1000-Nits-Displays gemastertes Video zuspielt? Dann nimmt der Videoprozessor im HDR-Fernseher ein sogenanntes "Tone Mapping" vor, bei dem der Kontrastumfang des HDR-Bildes passend zu den Fähigkeiten des Fernsehers verringert wird.

Nun lässt sich die Helligkeit nicht getrennt vom Farbraum betrachten. Vielmehr handelt es sich um ein dreidimensionales Konstrukt aus dem verwendeten Farbraum und Helligkeitsumfang. Dabei hat man in den blauen Bereichen eine geringere maximale Helligkeit als in den grünen und den roten. Folglich muss dem Fernseher korrekt signalisiert werden, welche Pixel mit welchen Werten im Bild gemastert wurden. Ansonsten kommt es beim Tone Mapping später zu Problemen wie einem als zu dunkel empfundenen HDR-Bild oder einer unbeabsichtigten Verstärkung von Details.

Aktuelle Filme mit HDR-Bild nutzen das Format HDR-10 mit 10 Bit Auflösung.

Die Signale stecken in Metadaten, die Informationen darüber liefern, welchen Bildeindruck sich das Studio gewünscht hat. Bei der Wiedergabe von UHD-Blu-rays sind sie auf der Scheibe gespeichert und werden vom Player per HDMI an den Fernseher mit übermittelt.

Das aktuell auf UHD-Blu-rays genutzte Verfahren "HDR-10" überträgt die Metadaten einmal für den gesamten Film (statisch). Denkt man an einen Film, in denen zum einen sehr helle und zum anderen sehr dunkle Szenen vorkommen, ist allerdings schwer eine einzige Einstellung vorstellbar, die keinen faulen Kompromiss darstellt.

Generell lässt sich auch die statische Variante von HDR-10 aufbohren. Die SMPTE (Society of Motion Picture & Television Engineers) hat die dynamische Übertragung von Metadaten im Stil nämlich bereits in ST-2094 standardisiert. Allerdings würde die praktische Umsetzung momentan daran scheitern, dass die aktuelle Version 2.0a der Digitalschnittstelle HDMI nur statische Metadaten transportiert.

Mit Dolby Vision gibt es zwar bereits eine dynamische HDR-Variante, bei der die Metadaten Szene für Szene – und in einigen Fällen Frame für Frame übertragen werden. Dolby Vision kommt bislang auf UHD-Blu-rays allerdings noch nicht zum Einsatz. Dolby versteckt seine dynamischen Metadaten hingegen im Videosignal, weshalb eine Übermittlung über HDMI bereits seit Version 1.4b funktioniert. Allerdings erklärte das Unternehmen bereits gegenüber c't, dass man auch eine neue Übertragungsvariante über eine kommende HDMI-Version unterstützen werde.

Aktuelle Fernseher und UHD-Blu-ray-Player dürften sich nicht auf eine HDMI-Variante mit dynamischen HDR-Metadaten umrüsten lassen.

Hinter vorgehaltener Hand hatten zwei große TV-Hersteller bereits auf der IFA gegenüber heise online geäußert, dass man davon ausgehe, künftig dynamisches HDR zu unterstützen – wenn auch nicht unbedingt in der Dolby-Vision-Variante.

Hartnäckig hält sich zudem das Gerücht, dass mit der nächsten HDMI-Version auch eine verschärfte Fassung des HDCP-Kopierschutzes eingeführt werden soll. Meist ist in diesem Zusammenhang davon die Rede, dass das neue HDCP mit wechselnden Schlüsseln während der laufenden Übertragung arbeiten wird. In diesem Fall wäre allerdings zu befürchten, dass es bei Übertragungsproblemen noch schneller zum Abbruch der Wiedergabe kommt.

Am 4. Januar (beziehungsweise durch die Zeitverschiebung am Morgen des 5. Januar) wissen wir mehr. (nij)