Cyberangriffe auf Parteien sollen sich zur Wahl 2017 häufen

Der Verfassungsschutz rechnet nach den Angriffen auf CDU und Bundestag mit einem massiven Anstieg von Cyberattacken bis zur Bundestagswahl 2017. Die bisherigen Spear-Phishing-Attacken werden der Angriffskampagne APT28 zugeschrieben.

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Hackerangriff mit UN-Adresse getarnt

Cyber-Angriffe auf Parteien könnten sich zur Bundestagswahl 2017 häufen.

(Bild: dpa, Maurizio Gambarini)

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  • dpa

Die CDU und der Bundestag waren bereits Ziele von Cyberangriffen. Der Verfassungsschutz rechnet mit weiteren Attacken. Er warnt vor Versuchen, Politiker vor der Bundestagswahl 2017 zu diskreditieren. Nach den jüngsten Cyberangriffen auf Parteien rechnet das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) mit einem weiteren Anstieg entsprechender Attacken vor der Bundestagswahl.

"Die Hinweise auf Versuche einer Beeinflussung der Bundestagswahl im kommenden Jahr verdichten sich", sagte BfV-Präsident Hans-Georg Maaßen am Donnerstag in Berlin. "Im politischen Bereich stellen wir zunehmend aggressive Cyberspionage fest. Wir sehen eine mögliche Gefährdung von deutschen Regierungsmitgliedern, Bundestagsabgeordneten und von Mitarbeitern der demokratischen Parteien durch Cyberoperationen." Aus Cyberattacken erlangte Informationen könnten im Wahlkampf auftauchen, um Politiker zu diskreditieren, warnte Maaßen.

Nach BfV-Angaben war in den vergangenen Monaten ein "eklatanter Anstieg" sogenannter Spear-Phishing-Attacken gegen Parteien und Bundestagsfraktionen zu verzeichnen. Sie werden demnach der Angriffskampagne APT 28 zugeschrieben, die auch für die Attacke auf die US-Demokraten verantwortlich gemacht wird. Daraus "erbeutete" E-Mails wurden in der Schlussphase des Präsidentschaftswahlkampfs im Oktober 2016 veröffentlicht. APT 28 werden Verbindungen zu russischen Regierungsstellen nachgesagt.

"Propaganda und Desinformation, Cyberangriffe, Cyberspionage und Cybersabotage sind Teil der hybriden Bedrohung für westliche Demokratien", sagte Maaßen. Das geänderte Informationsverhalten der Nutzer in sozialen Medien sei ein ideales Einfallstor für gezielte Desinformation. "Sorge bereitet uns, dass dort Echokammern entstehen, in denen die innenpolitische Meinungsbildung insbesondere durch die automatisierte Stimmungsmache auf fruchtbaren Boden fallen könnte."

Der Verfassungsschutz hat seit dem Beginn der Ukraine-Krise einen erheblichen Anstieg russischer Propaganda- und Desinformationskampagnen in Deutschland registriert. Deren Ziel sei die Verunsicherung der Gesellschaft sowie die Schwächung und Destabilisierung der Bundesrepublik. Auch zur Angriffskampagne APT 28 gehören demnach Propaganda und Desinformation, meist unter "falscher Flagge". Dies stelle eine in anderen von Russland gesteuerten Angriffskampagnen bislang nicht beobachtete Vorgehensweise dar. Staatliche Stellen verüben in diesen Fällen demnach Cyberangriffe unter dem Deckmantel vermeintlicher "Hacktivisten". (lel)